Inhaltsverzeichnis
- Vom Schliersee an den Monte Grappa
- Strecke
- Nachfahren der Tour
- Prolog
- 1. Tag: Anreise per Bahn – Schliersee – Zillertal
- 2. Tag: Pfitscher Joch
- 3. Tag: Lüsener Alm – Villnößtal
- 4. Tag: Grödner Tal – Seiseralm – Fassatal
- 5. Tag: Passo Lusia – Val Venegia – Passo Brocon
- 6. Tag: Monte Grappa
- Fazit
- Rückreise
- Was sonst noch geht
Vom Schliersee an den Monte Grappa
Die grundsätzliche Idee dieser Transalp ging von Uli Reimelt aus. Es sollte eine Direttissima vom Schliersee zum Monte Grappa sein. Im Winter hatten wir uns zusammen über die Karten gebeugt und den Routenverlauf nach kurzer Beratung abgenickt. Die Anfahrt zum Startort sollte mit dem Zug erfolgen. Am ersten standen Tag keine größeren Schwierigkeiten an. Wir wollten versuchen, soweit wie möglich im Zillertal voranzukommen.
Zum ersten Mal hatte ich GPS benutzt – zum Aufzeichnen der Tour. Ich kannte einen großen Teil des Geländes von anderen Touren und erwartete deshalb keine größeren Orientierungsprobleme unterwegs. Nach wie vor schaue ich am liebsten in die Karten. Diesmal waren es ca. 20 gescannte Ausschnitte in A4 aus KOMPASS-Karten. Außerdem frage ich gern die Leute unterwegs nach dem Weg. Das lockert die Tour auf und man erfährt viele interessante Dinge aus erster Hand.
Strecke
Schliersee – Valepp – Pfitscher Joch – Lüsener Alm – Seiseralm – Val di Fassa – Passo Lusia – Val Venegia – Passo Brocon – Monte Grappa
Länge: ca. 426 km
Höhenmeter: ca. 11.800 hm
Etappen: 6, Hinweise zu Varianten siehe bei den einzelnen Etappen
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute (siehe auch die Detailkarten bei den einzelnen Etappen)
rot: Nebenrouten

Höhenprofil

Wegeverteilung

Übersicht Etappen der Hauptroute
Hinweise auf Varianten und alternative Strecken in den Tagesberichten
1. Tag: 65,8 km, 1004 hm
Schliersee – Spitzingsee – Valepp – Pinegg – Kramsach – Brixlegg – Zillertal – Kaltenbach
2. Tag: 102,3 km, 2091 hm
Kaltenbach – Mayrhofen – Ginzling – Schlegeisspeicher – Pfitscher Joch – Stein – Sterzing – Franzensfeste – Aicha
3. Tag: 53,4 km, 2301 hm
Aicha – Mühlbach – Nauders – Roner Hütte – Lüsen – Passo Rodella – St. Magdalena
4. Tag: 51,4 km, 2032 hm
St. Magdalena – Broglesalm – St. Ulrich – Jendertal – Seiseralm – Mahlknechtjoch – Val Duron – Campitello – Moena
5. Tag: 69,4 km, 2653 hm
Moena – Passo Lusia – Val Venegia – Passo Rolle – San Martino – Lago Calaita – Canale San Bovo – Passo Brocon
6. Tag: 84 km, 1703 hm
Passo Brocon – San Donato – Fonzaso – Monte Grappa – Bassano del Grappa
Nachfahren der Tour
Wenn ihr die Tour individuell nachfahren wollt, gilt immer mein allgemeiner Haftungsausschluss – siehe hier.
Weiterhin ist folgendes verfügbar: im Webshop
- GPS-Tracks
- Kartenscans
- TOPO-Karte für Garmin GPS-Geräte
- Finisher Bikeshirt
Transalp Roadbook 3: im Buchhandel, versandkostenfrei direkt beim Verlag
Prolog
Alkohol, in Maßen genossen, kann auch in größeren Mengen nicht schaden.
Anderl Heckmair – 1907-2005
Einen kleinen ironischen Seitenhieb auf die ausufernde Dopingpraxis im Radsport kann sich der bekannte Transalpler Andreas Albrecht nicht verkneifen. Dieser bildet den Auftakt zu neuen Tourbeschreibungen zweier Transalps. Wie ein großes Alpen-X beginnen sie in Mittenwald bzw. am Schliersee, laufen am Alpenhauptkamm zusammen und trennen sich wieder, um verschiedene Ziele anzupeilen. Zum einen das klassische Ziel Gardasee, zum anderen den Monte Grappa. Neben den wie gewohnt sorgfältig recherchierten und sauber dokumentierten Roadbooks zeigen die Tourberichte, dass man sportliche Leistungen nicht bierernst nehmen muss. Ein ordentliches Hefeweizen am Abend weckt die Lebensgeister und führt dem Körper Stoffe zu, die er tagsüber braucht.
Das Buch enthält Höhenprofile, Übersichtskarten und detaillierte Roadbooks in Tabellenform mit allen wichtigen Informationen zur Strecke.
Ebenfalls erhältlich als eBook – mehr Info hier
Hinweis: die Abfahrt vom Monte Grappa am letzten Tag lässt sich deutlich schöner gestalten als auf der Straße hinunter, wie wir es damals gemacht haben – siehe dazu die Hinweise am 6. Tag
1. Tag: Anreise per Bahn – Schliersee – Zillertal
Strecke: 65,8 km, 1004 hm
Schliersee – Spitzingsee – Valepp – Pinegg – Kramsach – Brixlegg – Zillertal – Kaltenbach
- 26 %: Straße
- 45 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 27 %: Feldweg, Schotter
- 2 %: Trail, Pfad
- GPS-Track: Grappa-Tag1.gpx
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute


So entspannt wird eine Anreise mit dem Auto nie sein. Um 5:30 Uhr bin ich am Samstag in den Zug gestiegen, gegen 13:30 Uhr war ich am Schliersee. Preisgünstig und kurzweilig war die Fahrt allemal. Unterwegs kann man in Ruhe einen Kaffee trinken, zwischendurch ein Nickerchen machen und sich in aller Ruhe auf die Fahrt einstimmen. Am Startort angekommen, vertut man keine Zeit mit der Suche nach einem Parkplatz. Es kann gleich losgehen. Diesmal in bzw. am Schliersee.
Das Wappen ziert unter anderem einen Wagen der Bayrischen Regionalbahn und wurde der Gemeinde im Jahr 1926 durch das Staatsministerium genehmigt. Es zeigt im blauen Feld auf einem Faldistorium sitzend den heiligen Papst und Märtyrer Sixtus II. im goldenen Pluviale und mit der Tiara auf dem Haupt. Er erhebt die Rechte zum Segen und hält in der Linken das gesenkte Schwert. Entstanden ist das Wappen aus dem Siegel des ehemaligen Stiftskapitels Schliersee. Um das Siegel nicht zu kopieren, wurde dem Papst statt des Buches auf Anraten des Königlichen Reichsarchives ein Schwert in die Hand gegeben. Soweit der historische Exkurs.
Vor Jahren war Schliersee in die internationalen Schlagzeilen geraten, als der Unruhebär „Bruno“ hier in der Nähe von Jägern abgeschossen wurde, ca. eine Woche nach unserem Start dieser Transalp.

Der erste Tag ist bewusst einfach gehalten. Am Schliersee rollen wir uns ein bis nach Josefsthal. Der erste Anstieg auf der alten Spitzingseestraße bringt uns ein erstes Mal ins Schwitzen. Dieses Gefühl sollte uns in den nächsten Tagen nicht verlassen. Das Wetter meint es gut mit uns, am Tag nur Sonne und Wärme, höchstens mal in der Nacht ein kleines Gewitter und Regen, der willkommene Erfrischung am anderen Morgen bringt.
Am Spitzingsee herrscht reges Treiben. Wir rollen entspannt bis Valepp und überqueren unbemerkt die grüne Grenze nach Österreic.
Weiter geht es auf guter Schotterpiste in Richtung Inntal. Ein paar kleine Gegenanstiege würzen die Sache etwas, bringen aber nun wirklich keinen Stress.
Eine Rast an der Erzherzog-Johann-Klause schenken wir uns. Es geht schön bergab und wir wollen sehen, wie weit wir heute noch im Zillertal vorankommen. In Pinegg gibt es einen Gegenanstieg. Das war’s für heute mit den Höhenmetern. Bei Brixlegg erreichen wir den Inn-Radweg, den wir bis zum Eingang ins Zillertal folgen.

Hier wechseln wir auf den entsprechenden Radweg, der nicht zu verfehlen und gut zum Vorankommen geeignet ist. Gegen sieben Uhr am Abend reicht es uns langsam. Wir halten nach Unterkünften entlang des Weges Ausschau. In Kaltenbach finden wir auf Anhieb ein vernünftiges Hotel. Kaum haben wir eingecheckt, geht ein Gewitterguss nieder. Schön, wenn man den von drinnen betrachten kann.
Radshop Zillertal
- Fügen: Sport Unterlercher, Radcenter, Hauptstraße 27, TEL.: +43 5288 6767222 www.sport-unterlercher.at
Übernachtungstipps
- Pension Alpenhof, Kaltenbacher Landstraße 16, 6272 Kaltenbach, Österreich, Telefon: +43 5283 2245, www.alpenhof-kaltenbach.com
oder ca. 12 km weiter in Hippach
- Hotel Garberwirt – Dorf 21, A – 6283 Hippach, Österreich – Tel.: +43 5282 3632 www.garberwirt.com
2. Tag: Pfitscher Joch
Strecke: 102,3 km, 2091 hm
Kaltenbach – Mayrhofen – Ginzling – Schlegeisspeicher – Pfitscher Joch – Stein – Sterzing – Franzensfeste – Aicha
- 22 %: Straße
- 49 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 21 %: Feldweg, Schotter
- 8 %: Trail, Pfad
- Schiebe-, Tragepassagen
– je nach Kondition zwischen Schlegeisspeicher und Pfitscher Joch - GPS-Track: Grappa-Tag2.gpx
siehe auch Varianten: Hinweise weiter unten, eingezeichnet auf Übersichtskarte, separates Höhenprofil
- GPS-Track: Grappa-Tag2Var.gpx (Pfunderer Joch)
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
rot: Nebenrouten


Am Morgen ist die Luft angenehm frisch. Wir radeln weiter auf dem Zillertaler Radweg bis Mayrhofen.
Nach einem ersten Anstieg biegen wir in die Schluchtstrecke in Richtung Schlegeisspeicher ein. Auf der Passage bis zum Berggasthaus Breitlahner heißt es Kilometer machen und Straße trampeln. Unterwegs gesellt sich ein Mountainbiker zu uns, der in unsere Richtung fährt. Das Tempo passt und wir fahren gemeinsam. Am Breitlahner lotst er uns auf eine angenehm zu fahrende Schotterstrecke.
Das ist eine schöne Alternative zur Mautstraße zum Schlegeisspeicher mit ihren vielen engen Tunnels. Nach einer Rast am Zamsgatterl trifft unser Begleiter seine Familie wie vereinbart wieder. Wir verabschieden uns und machen uns auf den Marsch zum Pfitscher Joch.
Wir passieren die ersten Schneefelder. Das ist Ende Juni keine Seltenheit in den Lagen über 2000 Metern in den Alpen.
Trotzdem sind wir bald oben am Pfitscher Joch. Ein beeindruckender Rundumblick bietet sich unseren Augen.
Aufgrund der Höhenlage ist es doch deutlich kühler geworden. Wir wärmen uns mit Tee auf, ziehen die Windjacken über und ab geht’s ins Pfitscher Tal.
Eine schöne, lange und einfache Abfahrt. Bei der Abfahrt passiert man Militärbauten aus der Zeit des 1. Weltkrieges. Die sind der Grund, dass es diese schöne Piste gibt.
In Stein finden wir einen Wiesenweg, der rechts am Hang immer leicht bergab bis St. Jakob führt – ein Traum.
Weiter versuchen wir die Hauptstraße zu meiden, was uns bis zum Stausee bei Ried ganz gut gelingt. Den vorherigen Abzweig zum Pfunderer Joch in Fußendrass müssen wir wohl oder übel ignorieren. Wenn am Pfitscher Joch noch Schneefelder liegen, ist am Pfunderer Joch kein Durchkommen. Also weiter das Tal hinab bis Sterzing. Hier gibt es den Eisack-Radweg, der einen komfortabel in Richtung Süden geleitet.

Kurz hinter Franzensfeste biegt der Radweg ins Pustertal ab. Dort liegt am Ortseingang von Aicha gleich der Klammerhof direkt an der Strecke. Den peilen wir als Übernachtungsstätte an. Wir kommen unter, nach gut hundert Kilometern reicht es für heute.
Variante: Pfunderer Joch
Von Fußendrass über das Pfunderer Joch nach Mühlbach im Pustertal
Achtung: nur bei bei gutem Wetter sinnvoll, fahrbar meist erst ab Ende Juli!
In Fußendrass sollte man vor dem Uphill über ca. 1200 Höhenmeter zum Pfunderer Joch seine Wasservorräte nachfüllen. Das Pfunderer Joch befindet sich im touristischen Niemandsland. Nicht nur deshalb ist es einer der beeindruckendsten Übergänge des Alpenhauptkammes, die mit dem Mountainbike machbar sind. Die Auffahrt ist zu weiten Teilen sehr steil, ohne Flachstücke und an der Grenze des Fahrbaren. Das eine oder andere Schiebestück lässt sich je nach Kondition nicht vermeiden. In 2,5 – 3 Stunden sollte man aber oben sein. Glücklich angekommen wartet hier im oberen Teil einer der besten Downhills im hochalpinen Bereich auf die Bezwinger. Falls nicht noch ein Schneefeld am Joch liegt, kann man direkt von oben abfahren. Nur in Sichtweite der Weitenbergalm, folgt eine Passage, die etwas für Trial-Spezialisten ist. Der verblockte Singletrail wird die meisten wohl ab und zu zum Absteigen zwingen, zumal wenn der Rucksack von hinten nachdrückt. Die Weitenbergalm ist ein schöner Rastplatz. Der weitere Weg ins Pfunderer Tal ist im oberen Teil landschaftlich spektakulär. Ab dem Örtchen Dun geht es auf einem guten Asphaltsträßchen rasch bergab bis Niedervintl im Pustertal. Hier biegt man rechts ab und fährt auf dem Radweg entlang der Rienz bis Mühlbach.
Strecke: 36,9 km, 1281 hm
Pfitschtal (Fußendrass) – Pfunderer Joch – Weitenbergalm – Dun – Pfunders – Weitental – Niedervintl – Mühlbach
- 39 %: Straße
- 14 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 29 %: Feldweg, Schotter
- 18 %: Trail, Pfad
- GPS-Track: Grappa-Tag2Var.gpx (Pfunderer Joch)

Siehe auch Tourbericht der Transalp München – Venedig – am 4. Tag.
Übernachtungstipps
- Klammerhof: 39040 Aicha, Nikolausstraße, 19, Telefon: +39 0472 459032 www.klammerhof.com
3. Tag: Lüsener Alm – Villnößtal
Strecke: 53,4 km, 2301 hm
Aicha – Mühlbach – Nauders – Roner Hütte – Lüsen – Passo Rodella – St. Magdalena
- 39 %: Straße
- 41 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 20 %: Feldweg, Schotter
- 0 %: Trail, Pfad
- GPS-Track: Grappa-Tag3.gpx
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
rot: Nebenrouten


Eine kurze Einrollphase führt uns auf dem Pustertaler Radweg nach Mühlbach. Hier mündet ggf. die Variante über das Pfunderer Joch ein. Wir überqueren den Fluss Rienz und wir schrauben uns auf Nebenstraßen hoch zum Parkplatz Zumis. Ich kenne die Strecke von meiner Ronda Dolomiti und weiß, dass das ein elendes Stück Arbeit wird. Schließlich sind wir oben und wechseln auf den Höhenweg zur Roner Hütte.
Die gewonnenen Höhenmeter müssen wir leider auf der Abfahrt nach Lüsen vernichten, um sie danach wieder hart zu erkämpfen. In der Falllinie führt das kleine Nebensträßchen in Richtung Kofeljoch – Halslhütte (Passo Rodella).
Die Hitze ist enorm und Uli nutzt den Lasankenbach zur Ganzkörperabkühlung. Schließlich sind wir oben und werden mit dem Blick auf die gezackten Felstürme der Aferer Geisler entschädigt.
Der Rest der Strecke ist für heute angenehme Zugabe. Wir werden im Villnößtal übernachten und rollen zunächst ein Stück die Straße hinunter. Nach dem Russiskreuz biegen wir auf den Weg 11 ab. Mit dem habe ich eine Rechnung offen. Zweimal bin ich ihn bereits bergauf gefahren und habe mir geschworen, dass nie wieder zu tun – ein guter Entschluss. Jetzt fahre ich ihn bergab, die Bremsscheiben glühen – damit kann ich leben. Schließlich bietet sich ein atemberaubender Blick auf das Villnößtal bei St. Magdalena – im Hintergrund die Geisler Gruppe.
Hier hat der junge Reinhold Messner seine ersten Klettererfahrungen gesammelt. Nach mehr als 2000 Höhenmetern in den Beinen ist das Verlangen heute noch in Richtung Broglesalm weiter zufahren, bei uns sehr gering ausgeprägt.
Wir lassen den Tag ruhig ausklingen.
Übernachtungstipps
- Pension Sonja, St Magdalena 124, Tel: 0039-0472-840220 www.pensionsonia.com
- Touristinfo: Tel.: 0039-0472-840180 www.villnoess.com
4. Tag: Grödner Tal – Seiseralm – Fassatal
Strecke: 51,4 km, 2032 hm
St. Magdalena – Broglesalm – St. Ulrich – Jendertal – Seiseralm – Mahlknechtjoch – Val Duron – Campitello – Moena
- 8 %: Straße
- 23 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 58 %: Feldweg, Schotter
- 11 %: Trail, Pfad
- GPS-Track: Grappa-Tag4.gpx
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute


Den Tag zuvor im Villnößtal ausklingen zu lassen, war ein richtiger Entschluss, wie es sich heute herausstellt. Zur Broglesalm führt zunächst ein steiler, aber gut fahrbarer Forstweg.
Es folgt eine deftige Schiebepassage, die für die meisten wohl erst an der Broglesscharte endet.
Die Alm hat noch geschlossen.
Wir nehmen den direkten Weg in Richtung St. Ulrich, ein feiner Trail mit einigen anspruchsvollen Wurzel- und Schotterpassagen.
So richtig genießen kann ich ihn leider nicht, da ich mir Sorgen über die Bremsbeläge mache. Die einzige Chance auf Ersatz ist in St. Ulrich. Dort sollten wir sein, bevor mittags die Läden schließen. Wir sind rechtzeitig unten, und ich bekomme Koolstop-Beläge zu stolzen Preisen, aber egal – ich bin wieder beruhigt. Den Aufenthalt nutzen wir gleich zur Rast am Supermarkt, der Aufstieg zur Seiseralm wartet. Durch das Jendertal führt die Piste zur Saltria, wo einem das touristische Ambiente der gut besuchten Seiseralm umfängt.
Wir wollen dem Rummel so schnell wie möglich entfliehen und visieren auf direktem Wege das Mahlknechtjoch an. Ein ordentlicher Anstieg auf steiler Schotterpiste führt dort hin. Der endet am Übergang ins italienische Val Duron.
Wir fahren das Val Duron hinunter, zweimal habe ich mich in der Vergangenheit dort schon hoch gequält.
In Campitello erreichen wir das Fassatal (Val di Fiemme) und beratschlagen kurz, was heute noch zu tun ist. Die Hitze hat uns ausgelaugt, so dass der Bedarf nach weiterer Wegsuche gering ausgeprägt ist. Der Radweg im Val di Fiemme kommt uns deshalb gerade recht. Wir rollen talabwärts. In Moena ist für heute Schluss. Wir versuchen zwar herauszufinden, ob das Rifugio am Passo Lusia eventuell geöffnet ist, bekommen aber keine Telefonverbindung und in der Touristinfo auch keine eindeutige Auskunft. Also bleiben wir hier. An Unterkünften herrscht kein Mangel.
Übernachtungstipps
- Hotel Stella, Piaz de Ramon, 64 38035 Moena (TN) Telefon: 0039-0462-573215 www.hotelstella.info
5. Tag: Passo Lusia – Val Venegia – Passo Brocon
Strecke: 69,4 km, 2653 hm
Moena – Passo Lusia – Val Venegia – Passo Rolle – San Martino – Lago Calaita – Canale San Bovo – Passo Brocon
- 51 %: Straße
- 1 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 42 %: Feldweg, Schotter
- 6 %: Trail, Pfad
- GPS-Track: Grappa-Tag5.gpx
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute


An diesem Tag werden wir mit reichlich 2600 Höhenmeter die Königsetappe dieser Tour bewältigen. Zunächst fahren wir Straße in Richtung Passo San Pellegrino. Nach wenigen Kilometern zweigt die Schotterpiste zum Passo Lusia ab. Es geht gleich zur Sache. Ich flachse: „Jetzt 15% Steigung und nachher 25!“. Ich sollte recht behalten.
Die Passage auf dem folgenden Höhenweg bis zur Malga di Bocche entschädigt uns reichlich für die Mühen des Aufstiegs.
Für die Abfahrt hat sich Uli eine spezielle Variante mit Singletrailanteil ausgedacht, welche näher zum Val Venegia heranführt. Serviert bekommen wir einen grenzwertig schönen Rüttelweg und eine kürzere Straßenpassage. Wer das nicht so gern hat, sollte bereits vorher an der Malga di Bocche rechts in Richtung Paneveggio abfahren, auch weil der Traileinstieg nicht einfach zu finden ist.
Ich vertraue meinem Instinkt und wir erreichen schließlich die Verbindungsstraße zum Val Venegia, dass wir nach wenigen Minuten erreichen.
Dieses wunderschöne Tal kann man immer wieder fahren. Da wird einem nicht langweilig.
Bisher war ich von Cortina d’Ampezzo aus hierher gefahren, was den Nachteil hat, dass man jede Menge Straße zur Anfahrt nutzen muss. Da ist die Variante über den Passo Lusia deutlich schöner.
An der Baita Segantini rasten wir und nehmen uns Zeit fürs Fotoshooting.
Weiter geht es easy bis zum Passo Rolle und hinab nach San Martino di Costrazza. Wer will, kann über Wiesen und durch den lichten Wald ein paar Wegabschneider nehmen. Wir biegen erst bei der Malga Fosso di sotto von der Straße ab und erreichen über einen schönen Forstweg die Ortslage.
Weiter führt ein traumhafter Panoramaweg in Richtung Lago di Calaite.
Diesen Weg hatte ich bei meiner Transdolomiti „entdeckt“.
Der Weg stellt die logische Verbindung nach Canale San Bovo dar. Dort empfängt uns Gluthitze. Ein Pass wartet noch auf uns – der Brocon. Wir liegen gut in der Zeit und vermuten, dass wir oben irgendwie unterkommen werden. Also nicht lange gefackelt, die Wasservorräte aufgefüllt und los geht’s. Der Weg zieht sich, zum Glück gibt es unterwegs eine Wasserstelle. Gemeinsam nehmen wir die letzten Meter in Angriff und erreichen den Pass. Es gibt hier zwei Albergos. Wir entscheiden uns aus dem Bauch heraus sofort für das, welches den Namen des Passes trägt.
Übernachtungstipps
- Albergo Passo Brocon, Loc. Passo Brocon Castello Tesino – Trento Tel: 0039-0461-594364 www.brocon.it direkt: www.brocon.it/Albergobrocon.htm
6. Tag: Monte Grappa
Strecke: 84 km, 1703 hm
Passo Brocon – San Donato – Fonzaso – Monte Grappa – Bassano del Grappa
- 83 %: Straße
- 2 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 15 %: Feldweg, Schotter
- 0 %: Trail, Pfad
- GPS-Track: Grappa-Tag6.gpx
siehe auch Varianten: Hinweise weiter unten, eingezeichnet auf Übersichtskarte
- GPS-Track: Grappa-Tag6-Variante-MulattieraCovolo.gpx
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
rot: Nebenrouten


Direkt hinter dem Albergo führt uns in der Frische des Morgens eine alte Militärpiste in Richtung San Donato.
Keinen Menschen treffen wir hier, Mountainbiker schon gar nicht. Durch die Gardaseemanie der Transalpler (gehöre ich nicht auch dazu?), werden solche Strecken buchstäblich links liegengelassen. Für die Eindrücke des Abschlusstages zitiere ich aus Ulis Bericht (besser könnte ich es nicht ausdrücken):
„Aber welche Abfahrt: 600 Höhenmeter auf Schotter, der immer grober wird. Der Weg verläuft komplett im Wald, so das es zur frischen Morgenstunde gut ist, dass wir Arm- und Beinlinge dabei haben.
Je näher wir dem Tal kommen, umso heißer wird es.
Nach der Querung zum Fuße des Monte Grappa ist es über 30°C, bei denen wir die 28 Kilometer Straßenauffahrt in Angriff nehmen müssen. Das ist eine ganz schön giftige Geschichte, mit dem Programm der letzten Tage in den Beinen.
Die Getränkeressourcen werden knapp und die Hitze immer drückender. Rund 300 Höhenmeter vor dem Gipfel ist doch tatsächlich eine Kneipe, die geöffnet hat. Mit einem großen Grappa und zwei herrlich kalten Bier intus lässt sich der restliche Weg auf den Gipfel, welcher mittlerweile vollkommen von Wolken eingehüllt ist, in alter Frische zurücklegen.
Im ersten Weltkrieg stellte der Monte Grappa die letzte Bastion der Italiener vor der venetischen Ebene dar.
Hätten die Österreicher diesen Berg eingenommen, hätten sie wohl Venedig erobert. Entsprechend erbittert wurde hier gekämpft. Einige Festungsanlagen sind erhalten und ein Soldatenfriedhof ist errichtet worden, erstaunlicherweise auch für die gefallenen k.u.k Soldaten.
Bei klarem Wetter kann man bis nach Venedig blicken. Daran war heute bei dem Sommerdunst nicht zu denken.
Also machten wir uns auf die Serpentinenabfahrt nach Bassano del Grappa. Das ist teilweise so, als wenn man durch einen riesigen Fön fährt, denn am Fuße des Berges herrschten 37°C und diese heiße Luft steigt an der Flanke des Berges auf. Irgendwie ein Erlebnis der besonderen Art!“
Die Stadt liegt in der nachmittäglichen Hitze wie ausgestorben da, weil gerade ein Spiel der Italiener während der Fußball-WM läuft. Wir drehen eine Ehrenrunde, bis wir den die überdachte Ponte Vecchio und den Bahnhof finden. Nebenbei entdecken wir dabei die schönen Wasserseiten von Bassano del Grappa. Dann ist auch das geschafft. Mit einem Grappa stoßen wir auf das Ende dieser gelungenen Transalp an.
Impressionen Bassano del Grappa
Variante: Trail- und Schotterabfahrt Mulattiera Covolo
Bei einer späteren Tourrecherche am Monte Grappa habe ich diese Variante gefunden: viel besser als auf der Straße abzurollen ist die Mulatteria Covolo. Sie gehört zum umfangreichen Wegesystem aus dem 1. Weltkrieg
- Traileinstieg (S1, max. S3) an der Gedenkstätte auf dem Monte Grappa
- GPS-Track führt am Hotel Garden Relais vorbei – siehe Übernachtungstipp
- vom Hotel Garden Relais dann zum Bahnhof Bassano del Grappa
- GPS-Track: Grappa-Tag6-Variante-MulattieraCovolo.gpx
Übernachtungstipps
- Hotel Garden Relais, Borso del Grappa (TV), Via Caose, 22, Tel: +39-0423-910858
Siehe auch die Hinweise im Abschnitt „Was sonst noch geht“.
Fazit
Diese Transalp hat eine logische Linienführung – geradezu eine Direttissima vom Schliersee zum Monte Grappa. Hat das Potenzial ein Klassiker zu werden, und mal ein anderer Endpunkt als immer „nur“ der Gardasee. Nur wartet eben kein See am Endpunkt, es sei denn, man fährt weiter nach Venedig. Die Stadt ist Luftlinie nur ca. 70 km entfernt ist: siehe dazu meine Transalp München – Venedig. Direkt weiter von Bassano del Grappa nach Venedig geht es hier wie bei der Transalp St. Moritz – Venedig.
Diese Transalp an den Monte Grappa kann man bereits im Juni fahren, wenn man die Schneelage auf dem Pfitscher Joch im Auge behält. Wenn man später im Jahr fährt, kann noch das Pfunderer Joch als Highlight „eingebaut“ werden.
Im mittleren Teil kreuzt sie sich im Villnößtal und über die Seiseralm mit der Karwendel-Brenner-Route. Das ergibt eine gute Möglichkeit, diese beiden Transalps zu kombinieren. Deshalb sind beide Transalps im Transalp Roadbook 3 zusammengefasst, das den Titel „Mein Doping heißt Hefeweizen“ trägt. Selbst Jan Ullrich hat dazu seinen Segen gegeben.


Rückreise
Die Rückfahrt mit der Eisenbahn ist für mich stressfrei und preiswert. Ich hatte damals von Bassano del Grappa bis zurück nach Hause nur ca. 45 EUR bezahlt und bin entspannt angekommen. Da lass‘ ich doch das Auto gerne stehen und trinke unterwegs einen Grappa. Man muss dazu allerdings die Rückreise als Teil der Reise begreifen.
Wenn man zurück zum Schliersee mit der Bahn reisen will oder muss, weil dort das Auto steht, holt man sich die Fahrplaninformationen am besten von der ÖBB. Das Reiseportal der Österreichischen Bahn ist hier zu erreichen: klick!
Folgende Stationen sind am besten nacheinander einzugeben (immer Regionalbahnen mit Radtransport suchen, keine Reservierung notwendig).
- Bassano del Grappa – Trento
- Trento – Brenner
- Brenner – Innsbruck
- Innsbruck – München (über Mittenwald)
- München – Schliersee
Will man grenzüberschreitende, schnelle Züge nutzen, muss man den Radtransport reservieren. Das wird schwierig und man ist nicht mehr flexibel.
Was sonst noch geht
Wenn man Zeit hat, empfiehlt es sich in Borso del Grappa am Fuße des Monte Grappa einen Stopp kurz vor dem Ende der Tour einzulegen. Dann kann man einige der legendären Trails am Monte Grappa ausprobieren. Shuttlemöglichkeiten finden sich, weil das hier ein berühmtes Revier für Gleitschirmflieger ist. Oder man plant eine extra Trailwoche am Monte Grappa für den nächsten Bikeurlaub.