Inhaltsverzeichnis
- Auf Heckmairs Spuren über die Alpen
- Strecke
- Nachfahren der Tour
- Prolog
- 1. Tag: Über den Schrofenpass von Deutschland nach Österreich
- 2. Tag: Über das Schlappiner Joch von Österreich in die Schweiz
- 3. Tag: Über den Scalettapass ins Engadin
- 4. Tag: Über den höchsten Pass der Transalp von der Schweiz nach Italien
- 5. Tag: Über den Passo Mortirolo und den Passo del Venerocolo
- 6. Tag: Die lange Auffahrt zum Passo di Croce Domini
- 7. Tag: Grande Finale über Monte Caplone und Tremalzo
- Fazit
- Rückmeldungen
Auf Heckmairs Spuren über die Alpen
Klar und deutlich muss man anerkennen, dass Heckmair mit seiner Route den Transalp-Boom ins Rollen brachte. Wobei Rollen nicht immer das richtige Wort ist. Längere Schiebe- und Tragepassagen gehören zu seinem Programm. Die Strecke über den Passo di Campo ist eine Bergwanderung, für die er oft kritisiert wurde. Ob zu Recht oder zu Unrecht will und kann ich nicht beurteilen. Ich hatte jedenfalls aufgrund meiner alpinen Erfahrungen keinerlei Interesse an solch einer Schiebe- und Tragepassage, die sich über Stunden bergauf und bergab hinzieht. Aber das ist meine rein subjektive Meinung.
Ersetzt habe ich bei meiner Transalp diese Passage durch den Passo del Venerocolo und den Passo di Croce Domini, was ich insgesamt schlüssiger finde. Die von mir recherchierte Abschlussetappe vom Idrosee entlang des Monte Caplone zum Tremalzo setzt dieser Transalp das I-Tüpfelchen auf. Zusammen mit der wetterbedingten Umfahrungsvariante von Scalettapass und Pass Chaschauna ist eine anspruchsvolle und stimmige Transalp-Route entstanden. Diese verläuft eindeutig auf Heckmairs Spuren und ich zolle ihm damit meinen Respekt und meine Anerkennung.
Strecke
Oberstdorf – Schrofenpass – Dalaas – Schlappiner Joch – Davos – Scalettapass – S-chanf – Pass Chaschauna – Livigno – Passo di Alpisella – Arnoga – Passo di Verva – Grosio – Passo Foppa/Mortirolo – Aprica – Passo del Venerocolo – Passo del Gatto – Passo di Vivione – Passo di Campelli – Breno – Passo di Croce Domini – Passo di Maniva – Idrosee – Bondone – Bocca di Caplone – Bocca di Campei am Monte Caplone – Tremalzo – Gardasee
Länge: ca. 462 km
Höhenmeter: ca. 15.700 hm
Etappen: 7
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
rot: Varianten
magenta: Heckmair Route (wenn abweichend, ansonsten wie Hauptroute)

Höhenprofil

Wegeverteilung

Übersicht Etappen der Hauptroute mit Hinweisen auf Varianten
1. Tag: 55,8 km, 1695 hm
Oberstdorf – Schrofenpass – Warth – Lech – Zug – Freiburger Hütte – Dalaas
2. Tag: 42 km, 2190 hm
Dalaas – Kristbergsattel – Schruns – Galgenul – Gargellen – Schlappiner Joch – Schlappin
3. Tag: 53,2 km, 1807 hm
Schlappin – Klosters – Davos – Dürrboden – Scalettapass – S-chanf – Parkhütte Varusch
– Variante: Davos – Flüelapass – Livigno
4. Tag: 80,1 km, 2147 hm
Parkhütte Varusch – Pass Chaschauna – Livigno – Passo di Alpisella – Lago Cancano – Torri di Fraele – Decouville – Arnoga – Passo di Verva – Eita – Grosio
– Variante: Bormio – Sentiero Valtellina – Grosio
5. Tag: 74,6 km, 2775 hm
Grosio – Mazzo di Valtellina – Passo Mortirolo/Foppa – Alpe Möta – Trivigno – Aprica – Malga Magnolta – Passo del Venerocolo – Passo del Gatto – Passo del Vivione
– Variante: von Grosio aus weniger steile Auffahrt zu Passo Mortirolo/Foppa,
– Variante: mit Seilbahn von Aprica zur Malga Magnolta
6. Tag: 82,9 km, 2502 hm
Passo Vivione – Rif. Bagozza – Passo di Campelli – Breno – Passo di Croce Domini – Passo di Maniva – Passo Dosso Alto – Anfo – Idrosee
– Variante: Passo del Vivione – Cedegolo – Valcamonica – Breno
– Variante: Passo Maniva – Bagolino – Idrosee
7. Tag: 71,3 km, 2591 hm
Idrosee – Bondone – Bocca di Camplone – Malga Tombea – Bocca di Campei am Monte Caplone – Malga Lorina – Malga Ciapa – Tremalzo – Passo Nota – Baita Segala – Pregasina – Riva – Torbole
– Variante: Idrosee – Storo – Passo Ampola – Tremalzo
– Variante: Passo Ampola – Ledrosee – Ponale
Alle hier genannten Varianten sind mit GPS-Tracks hinterlegt, siehe die genauen Bezeichnungen in den Tagesberichten. Teilweise weise ich dort auf Alternativen hin, die auf Straßen und Radwegen verlaufen. Die sind nicht zu verfehlen. Dazu braucht es keine GPS-Tracks.
Nachfahren der Tour
Wenn ihr die Tour individuell nachfahren wollt, gilt immer mein allgemeiner Haftungsausschluss – siehe hier.
Weiterhin ist folgendes im Webshop verfügbar
- GPS-Tracks
- Kartenscans
- Finisher Biketrikot
Prolog
Lebe so, als würdest du morgen sterben. Lerne so, als würdest du für immer leben.
Mahatma Ghandi (1869-1948)
Lange hatte ich überlegt, ob ich auf Heckmairs Spuren von Oberstdorf aus starten will. Einerseits gibt es logistische Probleme, wieder vom Gardasee dorthin zurück zu gelangen. Andererseits ließen die Berichte über die berühmte Klettereinlage am Schrofen-Pass bei mir keine große Begeisterung aufkommen. Während eines Ski-Urlaubs nutzte ich die Gelegenheit, ein paar Worte mit Andi Heckmair zu wechseln, der ja bekanntlich der „spiritus rector“ seiner klassischen Transalp-Route ist. Als alter Bergsteiger hat er natürlich bestimmte Visionen von Linienführungen über die Alpen und er sagte sinngemäß, Transalp habe etwas von Bergwandern, nur dass man das Mountainbike dabei hat. Er sollte Recht behalten. Dann zeigte sich bei der Urlaubsplanung, dass meine Familie wieder ein paar Tage in Südtirol verbringen will und hinterher an den Gardasee fährt. Damit waren die logistischen Probleme gelöst. Ich fahre mit dem Zug nach München. Dort stieg David in die Regionalbahn nach Oberstdorf zu. Am Lago wurden wir dann empfangen; wie schön!
Letztendlich ausschlaggebend für meine Entscheidung, diese Route zu probieren, war dann die Meinung von Christian Förster, der meine Bedenken wie folgt zerstreuen konnte:
Weiterlesen…
„Zum Thema Schrofenpass : Oberstdorf ist nur auf den ersten Blick ein unbrauchbarer Einstieg. Denn wenn man erst mal die Allgäuer Alpen hinter sich gelassen hat, erwartet einen hinterm Kristberg im Montafon (Schlappiner Joch) eine gigantische Kulisse. Dafür lohnt der Schrofenpass. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum ich den Schrofenpass auf mich genommen habe. Irgendwie ist er halt trotzdem einer DER Transalp-Pässe mit einer gehörigen Portion an abenteuerlichem Charme. Da sind an Wochenenden ziemlich viele andere Biker unterwegs (ich habe damals allein auf der Passhöhe 25 gezählt!!!), was ich aber nicht als Nachteil empfand: Es entsteht ein tolles Gemeinschaftsgefühl, während man sich der legendären Leiter nähert… Also: Mach den Schrofenpass, trotz Schieberei bergauf und bergab gehört er zu den Dingen, die man als Transalpler mal gemacht haben sollte!“
Da hat Christian Recht. Der Schrofen-Pass ist ein Erlebnis. Nach meiner Einschätzung bei weitem nicht so schwierig, wie ich gedacht hatte und insgesamt eine sehr kurze Schiebepassage.
Bei der weiteren Tourplanung habe ich mich von Berichten anderer Transalp-Seiten im Internet inspirieren lassen. Danach legte ich mit Hilfe von Kartenmaterial die genaue Route fest. Auf ein detailliertes Roadbook habe ich verzichtet. Statt dessen habe ich die entsprechenden Kartenausschnitte gescannt und ausgedruckt. Das hat sich bewährt. Ein Übersichtsblatt sollte auf jeden Fall dabei sein. Wir haben es gebraucht, als wir bei der Erstbefahrung aus Wettergründen von der geplante Strecke abweichen mussten. Unterkünfte haben wir uns auf der Strecke gesucht. Im Juli gab es dabei kaum Probleme. Der krönende Abschluss war die letzte Etappe entlang des Monte Caplone und über den Tremalzo. Die Ponale-Straße war damals gerade wieder geöffnet worden, nachdem sie nach einem Erdrutsch lange Jahre gesperrt war. Damit war die beeindruckendste Variante, den Gardasee nach einer Transalp zu erreichen, wieder möglich. David und ich gehörten damals sicher zu den ersten, die diese Chance wahrnehmen konnten.
1. Tag: Über den Schrofenpass von Deutschland nach Österreich
Strecke: 55,8 km, 1695 hm
Oberstdorf – Schrofenpass – Warth – Lech – Zug – Freiburger Hütte – Dalaas
- 32 %: Straße
- 45 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 11 %: Feldweg, Schotter
- 12 %: Trail, Pfad
- Schiebepassagen: am Schrofenpass ca. 30 min, ggf. ist das Tragen des Bikes an einigen Stellen sinnvoll
- GPS-Track: 01-Oberstdorf-Dalaas.gpx
Alternative bei schlechtem Wetter:
- auf Straße ab Lech über Zürs und den Flexenpass nach Dalaas
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
rot: Varianten (wenn vorhanden)
magenta: Heckmair Route (wenn abweichend, ansonsten wie Hauptroute)


Am Bahnhof München-Pasing treffe ich David und wir besteigen den Zug nach Oberstdorf. Gut zwei Stunden ist die Regionalbahn unterwegs, eine entspannte Anreise. Die letzten Regenwolken verhüllen die Ausläufer der Alpen. Als wir uns 12 Uhr mittags am Bahnhof in Oberstdorf auf die Räder schwingen, sind sie verflogen. Die Ortslage ist schnell durchquert und sofort sind wir mit unseren Rädern alleine.
An einem Tag mitten in der Woche loszufahren, bringt schon eindeutige Vorteile mit sich, gerade wenn man von Oberstdorf aus startet. Ich hatte von regelrechten Staus an der berühmten Leiter am Schrofenpass gehört und gelesen. Uns begegnen auf der Anfahrt ein paar Wanderer, das war’s. Erst am Beginn der Schiebepassage sehen wir eine kleine Gruppe von Mountainbikern in der Felswand über uns. Exakt an der Leiter haben wir sie erreicht, so dass einer von ihnen uns die Freundlichkeit erweist, uns zu fotografieren.
Ich hatte schon ein wenig Respekt vor dieser Passage, weil viel Rummel darum gemacht wird. Heckmair sagte: „Das ist die Schlüsselstelle, gleich zu Beginn!“ Das ist nach meiner Einschätzung etwas übertrieben. David als erfahrener Bergwanderer und Skitourengeher kann dem nur beipflichten. Trittsicher und schwindelfrei sollte man schon sein. Eine besondere Schwierigkeit stellt die Passage nach unserer Meinung nicht dar.
Ohne uns abzuhetzen und mit Zeit für Fotopausen brauchen wir gerade mal 35 Minuten für das Schiebe-/Tragestück. Lästiger ist für uns eher, dass nach dem Pass kein flüssiges Fahren möglich ist. Die schöne Berglandschaft und das sich bessernde Wetter entschädigen uns für die kleine Wandereinlage, von denen auf dieser Tour noch einige folgen sollten. Irgendwann ist der Weg wieder für jeden fahrbar. In Warth legen wir eine kurze Essenspause ein, bevor wir nach Lech hinunterrollen. Im Skiort ist im Sommer nicht viel los, was uns nur recht ist. Wir biegen nach rechts ab in Richtung Zug und Freiburger Hütte. Die Fahrt auf leichter Schotterpiste um den Formarinsee herum ist heute still und einsam.
An der Freiburger Hütte wurde gerade umgebaut. Wir liegen gut in der Zeit und beschließen nach Dalaas abzufahren.
Nun ist es mit den Spaß vorbei. Der folgende Weg ist verblockt und durch die lang anhaltenden Regenfälle der letzten Wochen sehr schmierig. Wir sind keine ausgeprägten Liebhaber von Steinhopserei und Stürzen im schweren Gelände. Das ist sicher Geschmackssache, andere werden diese Trails genießen. Wir beide schieben unverdrossen unsere Räder einige Höhenmeter bergab. An der Mustrin-Alm auf ca. 1450 m entscheiden wir uns für den „falschen“ Abzweig, wie sich im Nachhinein herausstellen sollte. Nach rechts zeigt ein Schild „Braz“ an. Nach links scheint es direkt in die Schlucht hinunter zu gehen, komplett unfahrbar, wie es aussieht. Beide Varianten führen letztlich nach Dalaas im Klostertal, wo wir im gemütlichen Gasthof „Zur Post“ unterkommen.
Der Wirt ist auf Radler eingestellt und sagt mir, dass wir am Abzweig besser den Weg nach links genommen hätten. Er sähe zwar auf den ersten Blick schlechter aus, würde aber recht bald in einen fahrbaren Forstweg übergehen. Das nächste Mal weiß ich es besser (in den GPS-Tracks ist es korrigiert). Zumindest haben wir unsere Beinmuskeln für das Bergabschieben gekräftigt. Inzwischen gibt es an der Strecke eine weitere sehr gute Übernachtungsmöglichkeit für Mountainbiker im Haus Gaues.
Übernachtungstipps
- Haus Gaues in Dalaas
liegt direkt an der MTB-Strecke Formarinsee-Dalaas und eignet sich sehr gut für die Unterbringung von Radfahrern
Direkt-Reservierung: Heidi Ollschnöger – Telefon: +43 (664) 3929389

- Dalaas: Gasthof Post: https://postdalaas.at/
2. Tag: Über das Schlappiner Joch von Österreich in die Schweiz
Strecke: 42 km, 2190 hm
Dalaas – Kristbergsattel – Schruns – Galgenul – Gargellen – Schlappiner Joch – Schlappin
- 25 %: Straße
- 51 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 14 %: Feldweg, Schotter
- 9 %: Trail, Pfad
- Schieben/Tragen ca. 400 hm zum Schlappiner Joch (60 – 90 min), abwärts nach Schlappin je nach Fahrtechnik und wetterbedingtem Zustand des Trails ggf. um die 400 hm Schieben
- GPS-Track: 02-Dalaas-Schlappin.gpx
Alternative bei schlechtem Wetter:
- keine
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
rot: Varianten (wenn vorhanden)
magenta: Heckmair Route (wenn abweichend, ansonsten wie Hauptroute)


Ein Hochdruckgebiet hat sich über den Alpen festgesetzt und verheißt gutes Wetter für die nächsten Tage. Am Morgen scheint die Sonne vom blauen Himmel herunter, ein paar Schönwetterwolken tummeln sich und wir radeln gemächlich den ausgeschilderten MTB-Weg in Richtung Kristbergsattel.
In gut einer Stunde sind wir oben und genießen bei bester Sicht die Fahrt auf einer der schönsten Panoramastraßen, die ich in den Alpen bisher erlebt habe.
Wir werfen schon mal einen Blick in Richtung Schlappiner Joch, wo ein paar Schneefelder liegen und rollen dann weiter nach Bartholomäberg.
Weiter geht es hinab auf leichter Strecke nach Schruns. Hier sind viele Wegvarianten möglich. Man kann an vielen Stellen über Wanderwege ins Silbertal abfahren. Wir bevorzugen die Heckmairische Straßenvariante, um schnell voranzukommen. Neben der Bundesstraße 188 im Montafon verläuft ab Schruns ein Radweg in Richtung St. Gallenkirch. Der Abzweig nach rechts nach Galgenul ist nicht zu verfehlen. Über eine überdachte Holzbrücke führt eine Nebenstraße in die Ortslage. Nach rechts geht es steil die Straße hinauf. Die Sonne brennt von vorn, da ist jede Wasserstelle willkommen. Kurz vor Mittag erreichen wir Gargellen und füllen im Supermarkt unsere Vorräte auf. Gleich daneben verführt uns die Sonnenterrasse einer Gaststätte zu einer Mittagsrast. Wir schaufeln Nudeln in uns hinein. Das soll sich rächen. Schwer wie Blei liegen mir die Spaghetti im Magen. Die Muskeln fühlen sich überhaupt nicht mehr locker an, als es stramm bergauf weitergeht. An den nächsten Tourtagen werden wir kurze Pausen machen und nur einen Happen zwischendurch essen. Bis zur Oberen Valzifenzalpe auf ca. 1850 Metern ist der Talweg zwar steil, auf Grobasphalt aber gut fahrbar.
Nun beginnt eine lange Schiebepassage zum Schlappiner Joch, die mit Tragestücken und den schon gesichteten Schneefeldern gewürzt ist.
Das dauert 400 Höhenmeter und eine reichliche Stunde, wenn man es gewöhnt ist.
Endlich sind wir oben und überqueren die Schweizer Grenze. Wie im Fimbertal oberhalb von Ischgl zeigt nur ein einsames, verrostetes Schild an, dass wir die Euro-Zone verlassen.

Der Blick schweift über die Bergketten in Richtung Süden, die etwas im Dunst liegen. Die schwüle Wärme entlädt sich täglich in örtlich begrenzten Gewittern und Regenfällen, von denen wir glücklicherweise fast ganz verschont bleiben. Wer oben am Joch steht und denkt, das Gröbste ist geschafft, der hat sich getäuscht. Wer auf Heckmairs Spuren wandelt, sollte schon einen ausgeprägten Hang zum Bergwandern haben. Der Kuhpfad ist bergab nicht fahrbar. Wir machen uns auf Wanderschaft hinab nach Schlappin.
O.k. – die letzten 50 Höhenmeter sind wir gefahren. Schließlich erreichen wir Schlappin und werfen einen Blick zurück.
Schlappin besteht nur aus einer Handvoll Berghäuser.
Wir machten damals im Gasthaus Gemsli Station. Wir genossen die Ruhe und verweilten lange auf der Terrasse, bis uns ein kurzer Regenguss in die Hütte zwingt.
Hinweis
Das Hotel Gemsli gibt es in dieser Form nicht mehr, ggf. ist das Berghaus Erika in Schlappin eine Alternative. Ansonsten empfiehlt es sich, weiter den Schlappintobel bergab nach Klosters zu rollen. Dort gibt es ein breites Angebot an Unterkünften.
3. Tag: Über den Scalettapass ins Engadin
Strecke: 53,2 km, 1807 hm
Schlappin – Klosters – Davos – Dürrboden – Scalettapass – Susauna – S-chanf – Parkhütte Varusch
- 10 %: Straße
- 38 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 35 %: Feldweg, Schotter
- 17 %: Trail, Pfad
- Schiebepassagen: je nach Fahrtechnik und Kondition auf ca.4 km Strecke und 600 hm zwischen Dürrboden und dem Scalettapass
- GPS-Track: 03-Schlappin-Varusch.gpx
Variante bei schlechtem Wetter: Flüelapass, Inntal, Zernez, Tunnel nach Livigno
Strecke: 57,8 km, 1434 hm
Davos – Flüelapass – Susch – Zernez – Punt la Drossa – Tunnel – Livigno (ab Schlappin: 74,4 km, 2023 hm)
- 89 %: Straße
- 5 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 6 %: Feldweg, Schotter
- GPS-Track: 03-Var-Davos-Fluela-Zernez-Livigno.gpx
Wenn auf dem Schlappiner Joch Schneefelder sind, braucht man den Scalettapass gar nicht erst anzugehen. Details dazu weiter unten im Textbericht.
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
rot: Varianten (wenn vorhanden)
magenta: Heckmair Route (wenn abweichend, ansonsten wie Hauptroute)


Bei der Erstbefahrung mussten wir in Davos die Entscheidung fällen, ob wir bei dieser Tour über den Scalettapass fahren oder uns eine Ausweichroute suchen müssen. Wir sitzen beim Frühstück und lassen uns den Bergkäse munden, bevor wir uns auf die Räder schwingen. Zur Einstimmung geht es den Schlappintobel steil hinab nach Klosters-Dorf.
Wir folgen der Radroute nach Klosters-Platz. Dort passieren wir den Bahnhof und müssen kurz auf die stark befahrene Straße nach Davos wechseln. In einer Linkskurve zweigt der ausgeschilderte MTB-Weg in diese Richtung ab. Wir unterqueren die Bahnlinie und haben mit teils heftig steilen Stücken zu kämpfen.
Vorbei an Laret folgen wir dem Weg bis nach Wolfgang.
Nach dem See rollen wir hinein nach Davos.
Bei der zweiten Befahrung der Route haben wir bestes Wetter und keinerlei Schnee mehr auf den hohen Pässen. Also ist die Entscheidung klar: auf zum Scalettapass.
Die Variante bei schlechter Wetterlage oder Schneegefahr auf den folgenden hohen Pässen Scaletta und Chaschauna lautet wie folgt:
- Straße ab Davos via Flüelapass ins Inntal bei Susch
- Innradweg von Susch bis Zernez
- ab Zernez Straße Richtung Ofenpass bis Punt la Drossa, nach Livigno durch den Tunnel mit obligatorischem Bikeshuttle
- GPS-Track: 03-Var-Davos-Fluela-Zernez-Livigno.gpx
- siehe Infos, Bilder und Höhenprofil weiter unten im Text.
Wir versorgen uns in Davos im Supermarkt. Gut eintausend Höhenmeter liegen bis zum Scalettapass vor uns. Bis Dürrboden geht es bei moderater Steigung im Dischmatal zügig voran.
Bei mäßiger Steigung ist der Weg bis zur Wisenalp im Dischmatal gut fahrbar. Es macht wenig Sinn, sich auf dem im unteren Bild sichtbaren, parallel verlaufenden Talweg zu verausgaben. Es warten andere Aufgaben.
An der Gaststätte Dürrboden ist allgemeiner Sammelpunkt, jetzt heißt es kurz rasten und Wasser tanken.
An der Dürrboden Hütte beginnt der Säumerpfad zum Scalettapass.
Bei entsprechender Kondition sind einige Teilstücke fahrbar.
Später wird sich die eine oder andere Schiebepassage mit Transalprucksack auf dem Rücken sicher nicht vermeiden lassen. Dieser uralte Übergang ist einer der besten schiebbaren Pässe, die ich in den Alpen kenne. Der Weg ist breit genug, so dass man das Rad gut führen kann. Höchst selten muss man es über eine Stufe heben und kann so in aller Ruhe die Aussicht und Gesellschaft genießen.
Wasser ist in den Alpen meist reichlich vorhanden und sorgt für eine willkommene Erfrischung.
In einer reichlichen Stunde sind wir oben am Scalettapass. Im Windschatten einer kleinen Schutzhütte machen wir Rast. Trotz strahlendem Sonnenschein ist es hier oben empfindlich kühl, wenn man dem Wind ausgesetzt ist. Also Jacke an und los geht die Abfahrt.
Die Abfahrt erweist sich als wahrer Genuss.
Bald ist der Talboden bei der Alp Funtauna erreicht.
Ein leichter Almweg führt das Tal hinab.
Die abendlichen Lichtverhältnisse sind wie geschaffen für häufige Fotopausen. Schließlich erreichen wir die ersten Almhütten bei Susauna in der Nähe des Oberinntals.
Am Talende des Val Susauna geht es eine kurze Steigung rechts hinauf. Wir erreichen die Straße im Inntal. In S-chanf legen wir einen Zwischenstopp ein.

Inzwischen sind die touristischen Ströme im kleinen Ort am Inn versickert. Die früher reichhaltig vorhandenen Hotels sind alle geschlossen, wie ich bei einer neuerlichen Tourrecherche in der Tourist-Information erfahre.

Das Hotel Scaletta bot uns vor Jahren einmal Unterschlupf. Nun ist es verwaist. Ob es jemals wieder öffnen wird, ist ungewiss. Wir haben zum Glück ein Quartier gefunden. Es ist die zauberhaft und einsam gelegene Parkhütte Varusch. Sie liegt etwas oberhalb des Abzweiges zum Pass Chaschauna, den wir am nächsten Tag bezwingen werden.

Schön und ruhig gelegene Berghütte ohne Stromanschluss.
Übernachtungstipps
- Parkhütte Varusch, Telefon +41 81 8543122
- weitere Möglichkeiten kann man über die Tourist-Information S-chanf in Erfahrung bringen: Chauntaluf 51, 7525 S-chanf, Telefon: +41 81 8542255
Hinweise zur Variante: Straße zum Flüelapass, Inntal, Zernez, Tunnel nach Livigno
Wenn der Scalettapass wegen Schnee nicht passierbar ist, trifft das für den folgenden Pass Chaschauna genauso zu. Der muss dann ebenfalls umfahren werden (siehe die Übersichtskarte weiter oben und das folgende Höhenprofil). Diese Variante ist dringend anzuraten, wenn man bereits über Schneefelder am Schlappiner Joch gegangen ist. Wir haben das bei unserer Erstbefahrung erlebt, schaut euch die Bilder am 2. Tag an. Nicht vergessen! Dem Berg ist es egal, ob sich ein Mountainbiker überschätzt und in Lebensgefahr begibt!
- GPS-Track: 03-Var-Davos-Fluela-Zernez-Livigno.gpx

Die Variante führt von Davos über den Flüelapass und weiter in Richtung Ofenpass und verläuft weitgehend auf Straße. Die Auffahrt zum Flüela ist unproblematisch, nach einer reichlichen Stunde sind wir oben. Es ist deutlich kälter und Schneereste überall, wohin das Auge blickt.
Hinunter geht es ins Engadin nach Susch. Weiter auf dem Inn-Radweg flussaufwärts in Richtung Zernez.
In Zernez beginnt die Auffahrt zum Ofen-Pass. Am Punt la Drossa folgt der Grenztunnel nach Livigno. Dort muss man auf den kostenpflichtigen Bikeshuttle warten, der einen am Punt da Gall absetzt. Wir radeln über die Staumauer des Lago Livigno zum Grenzübergang und sind in Italien. Ein paar Kilometer liegen auf der Uferstraße vor uns. Diese besteht fast durchgängig aus Galerien.
Wir müssen die gesamte Länge des Stausees abfahren und erreichen schließlich Livigno.

Am Kreisverkehr am Ortseingang mündet die Hauptroute des 4. Tages ein, die im Inntal startet und über den Scalettapass verläuft.
Übernachtungstipps
Livigno
Hotel Lac Salin Spa & Mountain Resort
Via Saroch 496-D, Livigno T. +39 0342 996166
und weitere Hotels der Lungolivigno Gruppe
Hotel Astoria
Via Saroch 1116, 23030 Livigno (SO) ITALIEN
T./Fax +39 0342 99.66.63
4. Tag: Über den höchsten Pass der Transalp von der Schweiz nach Italien
Strecke: 80,1 km, 2147 hm
Varusch – Pass Chaschauna – Livigno – Passo di Alpisella – Lago Cancano – Torri di Fraele – Decouville – Arnoga – Passo di Verva – Eita – Fusino – Grosio
- 1 %: Straße
- 16 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 67 %: Feldweg, Schotter
- 16 %: Trail, Pfad
- Schiebepassagen: je nach Fahrtechnik und Kondition beim Anstieg zum Pass Chaschauna, Passo di Alpisella und Passo di Verva
- GPS-Track: 04-Varusch-Grosio.gpx
Varianten bei schlechtem Wetter:
- Start in Livigno, falls zuvor die Variante über den Flüela-Pass gefahren wurde, verkürzt die Etappe entsprechend
- ab Torri di Fraele via Bormio auf dem Radweg Sentiero Valtellina bis Grosio wie 4. Tag Albrecht-Route
GPS-Track: 04-var-ALR-Torri-di-Fraele-Bormio.gpx - Details dazu weiter unten im Textbericht.
Alternative
- von Grosio weiterfahren auf der Strecke des 5. Tages bis Grosotto oder Mazzo di Valtellina und jeweils dort übernachten
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
rot: Varianten (wenn vorhanden)
magenta: Heckmair Route (wenn abweichend, ansonsten wie Hauptroute)


Der Tag beginnt in stiller Einsamkeit mit einer kurzen Abfahrt von der Parkhütte Varusch bis zur Brücke Punt da Scrigns. Bis zur Alp Chaschauna, die auf ca. 2200 Meter liegt, fährt man auf einem Almweg.
Danach geht es weiter gut voran.
Es folgt der Aufstieg zum Pass Chaschauna, dem mit 2696 Meter höchsten Punkt dieser Transalp. Die frühere steile Schiebepassage hat sich erledigt. Auf der Schweizer Seite des Passes wurde ein neuer Weg als Ersatz für den extrem steilen, alten Weg gebaut. Der neue Trail ist dem Gelände angepasst und dadurch auch bergauf weitgehend fahrbar. Der neue Abschnitt ist rund dreimal so lang wie das bisherige Schiebestück, was man aber freudig annehmen wird. Mehr Info dazu hier.
An diesem klaren Spätsommertag ohne ein Wölkchen am Himmel ist der Pass Chaschauna ein Erlebnis, das seinesgleichen sucht. So ein Panorama findet man selten. Das Unglaublichste für mich ist, dass die Abfahrt ins Valle di Federia wirklich jeden Meter komplett fahrbar ist. Kein verblockter Singletrail, der mit Transalprucksack nur wenig Freude bereitet. Die gut instand gehaltene Abfahrt ist teilweise sehr steil, aber ohne technische Probleme zu bewältigen.
Wir verlieren trotz Fotostopps nicht viel Zeit bei der Abfahrt nach Livigno und kommen direkt am gleichnamigen See heraus.

Auf der gegenüberliegenden Seite verläuft der Weg in Richtung Passo di Alpisella. Im beliebten Touristenort schauen wir uns kurz um und nehmen danach den Pass in Angriff.

Ein breiter Rad- und Wanderweg führt in Richtung Val di Alpisella.
Am Rifugio Alpisella machen wir kurz Rast, um uns für den Aufstieg zu stärken. Das ist notwendig, denn die Rad- und Wanderstrecke zum Passo di Alpisella ist teilweise über 20% steil.
Mit dem Rucksack auf dem Kreuz und schon einigen Höhenmetern in den Beinen ziehen wir es vor, ab und an zu schieben, was nicht wesentlich langsamer ist.
Bald sind wir an der Passhöhe.
Die Abfahrt auf einer Schotterpiste ist easy. Keine 100 Höhenmeter unter der Passhöhe nehmen wir den linken Abzweig, der uns auf einem feinen Trail an der Adda-Quelle vorbeiführen wird. Hier entspringt der Fluss, der an Bormio vorbei durch das Veltlin fließt und bei Colico in den Comer See mündet.
Am Ende des Trails erreichen wir die beiden Stauseen Lago di San Giacomo di Frale und Lago di Cancano.
Das Terrain ist mir bestens bekannt. Meine Albrecht-Route führt hier entlang. Der werden wir heute via Passo di Verva bis nach Grosio folgen. Am Rifugio Monte Scala legen wir eine Rast ein, uns zu Füßen der Lago di Cancano.
Die Rast ist an dieser Stelle sinnvoll, denn es wird ein schwerer Pass folgen, der Passo di Verva. Mit dem verbindet mich eine Hassliebe. Doch dazu später. Zunächst rollen wir entspannt zu den Torri di Fraele.
An den Torri di Fraele schauen wir auf die unzähligen Serpentinen, die hinab nach Bormio führen.

Hinweis: an dieser Stelle zweigt die Heckmair-Route und meine Variante nach Bormio ab. Mehr Infos dazu am Ende des Tagesberichtes.
Wir bleiben ein Stück auf der Albrecht-Route. Nach den Torri di Fraele geht es in der dritten Serpentine wieder rechts ab Richtung Arnoga, über die alte Militärstraße „Decouville“. Das ist eine ca. 18 km lange flache Passage über Arnoga bis ins Val Viola.
Der Weg ist für eine Kleinbahn beim Bau der Stauseen Lago di San Giacomo e Fraele und Lago di Cancano entstanden. Unterwegs hat man tolle Blicke auf die Gletscherwelt der umgebenden Alpen.
Knapp 3 Kilometer hinter Arnoga beginnt die Auffahrt zum Passo di Verva. Diesmal ist sie beim besten Willen nicht komplett fahrbar. Die Regengüsse der letzten Wochen haben tiefe Spuren in die alte Militärstraße gegraben. Teilweise gleicht die Piste dem ausgetrockneten Bett eines Wildbaches; da hilft nur absteigen und kurz schieben. Nach der Alpe di Verva können wir schließlich bis zur Passhöhe durchfahren.
Den Schotter-Downhill nach Eita lassen wir ruhig angehen. Immer wieder unterbrechen wir die Abfahrt. Es wäre eine Sünde, die eindrucksvolle Landschaft einfach so an sich vorbeirauschen zu lassen.
Schließlich kommt das kleine Bergdörfchen Eita ins Blickfeld.
Eita liegt auf einem kleinem Plateau im Valle Grosina auf gut 1700 m Höhe.
In Eita wenden wir uns am Brunnen nach links und fahren die schöne Schotterstrecke in Richtung Fusino. Alternativ kann man ab Eita einfach die kleine Bergstraße hinabrollen (aber nur bei Zeitnot oder schlechtem Wetter).
Kurz nach dem Passieren des Speichersees bei Fusino folgt eine kurze Straßenpassage bis S. Giacomo. Hier geht es in Richtung Ravoledo auf dem alten Karrenweg weiter. In Ravoledo durchqueren wir den alten Ortskern und wechseln wieder auf den Karrenweg in Richtung Castel Visconti.
Die Fahrt entlang des Castels Visconti ist einfach zu schön, als das man die Höhenmeter auf der Straße vernichten müsste. Schließlich ist Grosio in Sicht.
Wir nehmen natürlich Quartier im Hotel Sassella, damals noch ein Geheimtipp. Inzwischen von den Transalplern sehr geschätzt, ist es für mich ein Ort, mit dem ich das Gefühl einer zweiten Heimat verbinde.

Hinweise zur Variante: Bormio – Sentiero Valtellina – Grosio
Sollte es aus Wetter- oder anderen Gründen nicht sinnvoll sein, von den Torri di Fraele über den Passo di Verva zu fahren, empfiehlt sich diese Variante. Dabei spart man ca. 500 Höhenmeter ein und kann ggf. Kräfte schonen für den folgenden 5. Tag. An dem warten die fordernden Strecken über die Pässe Mortirolo/Foppa und Passo del Venerocolo. Bis Bormio bleibt man sogar auf Heckmairs Spuren, wobei meine Strecke dorthin deutlich weniger Straßenanteil hat als das Heckmairische Original.
Danach folgt die beeindruckende Passage von Bormio auf der Straße zum Gaviapass, um nach Ponte di Legno zu gelangen. Das Valcamonica-Tal hinunter fuhr Heckmair einige Dutzend Straßenkilometer über Edolo nach Cedegolo, um dann die berühmte Wanderung zum Passo di Campo in Angriff zu nehmen.
Dagegen hatte ich mich prinzipiell entschieden. Meine Route verläuft stattdessen über den Passo del Venerocolo und Passo di Croce Domini zum Idrosee. Deshalb macht der Gaviapass keinen Sinn auf meiner Route. Der Gaviapass ist allerdings Bestandteil meiner Albrecht-Route und wird dort am 5. Tag über das Valle di Rezzalo erreicht.
Strecke: 76,6 km, 1653 hm
Varusch – Pass Chaschauna – Livigno – Passo di Alpisella – Lago Cancano – Torri di Fraele – Premadio – Bormio – Le Prese – Sondalo – Grosio (ab Torri di Fraele: 34,3 km, 61 hm)
- 4 %: Straße
- 44 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 34 %: Feldweg, Schotter
- 18 %: Trail, Pfad
- GPS-Track: 04-var-ALR-Torri-di-Fraele-Bormio.gpx

Die von mir vorgeschlagene Variante verläuft ab Torri di Fraele via Bormio weitgehend abseits der Straße auf dem Radweg Sentiero Valtellina bis Grosio wie 4. Tag Albrecht-Route.
Sie zweigt in der 3. Kehre unterhalb der Torri di Fraele ab und nimmt ein paar Trails mit, die die Straße abschneiden. Leckerbissen bei dieser Variante ist ein super Flowtrail nach Premadio. Dieser wird bei der Heckmair-Route auf der Straße umfahren.
Ab Premadio über Bormio bis Grosio verläuft dann die Strecke fast durchgängig auf schönen Radwegen entlang der Adda bis Grosio.

Der Sentiero Valtellina ist ein perfekter Zubringer. Der Radweg führt fast durchgängig abseits der Straße von Bormio bis an den Comer See. Dabei passiert man im Valdisotto bei Aquilone die Stelle des katastrophalen Val Pola-Bergsturzes vom 28. Juli 1987 (detaillierte Infos dazu hier). Dies führte damals unter anderem zur Asphaltierung des Gaviapasses, da die normale Zufahrtsstraße nach Bormio verschüttet war. Wie mir mein Freund Giordiano Osmetti erzählte, ist es möglich mit dem Mountainbike in die Nähe der Stelle oben am Berg zu fahren, wo der gewaltige Hang abrutschte. Vielleicht teste ich das bei Gelegenheit mal aus.

Übernachtungstipps
- Bormio: Ostello Alpino Via Milano, 88, 23032 Bormio SO, Tel.: +390342902712
- Sondalo-Bolladore: HOTEL DELLE ALPI – 23035 Sondalo (SO), Via Bolladore, 19, Tel.: +39-0342-801412
- zwischen Arnoga und Passo di Verva: Agriturismo Alpe Verva; mobil +39 349 4354262
- Grosio: Hotel Sassella, I-23033 Grosio, Via Roma 2 +39-0342-847272, super Küche, ist das Geld wert; www.hotelsassella.it
- Grosotto: Hotel Le Corti, I-23034 Grosotto, Via Patrioti 73, Tel.: +39-0342-848624 www.garnilecorti.it
5. Tag: Über den Passo Mortirolo und den Passo del Venerocolo
Strecke: 74,6 km, 2775 hm
Grosio – Mazzo di Valtellina – Passo Mortirolo/Foppa – Alpe Möta – Trivigno – Aprica – Malga Magnolta – Passo del Venerocolo – Passo del Gatto – Passo del Vivione
- 3 %: Straße
- 54%: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 16 %: Feldweg, Schotter
- 27 %: Trail, Pfad
- Schiebepassagen: je nach Fahrtechnik und Kondition beim Anstieg zum Passo del Venerocolo und zwischen Passo del Venercolo, Passo del Gatto und Passo del Vivione
- GPS-Track: 05-Grosio-Vivione.gpx
Varianten
- weniger steile Auffahrt von Grosio zum Passo Mortirolo/Foppa
GPS-Track: 05-Var1-Grosio-Mortirolo.gpx - in Aprica mit Seilbahn Magnolta zur Malga Magnolta (erspart ca. 670 Höhenmeter Auffahrt)
GPS-Track: 05-Var2-Aprica-Seilbahn-Magnolta.gpx - Details dazu weiter unten im Textbericht
Alternativen bei Schlechtwetter
- von Aprica auf Straße nach Edolo abfahren und weiter im Tal auf Straße oder dem ausgeschildertem Radweg im Valcamonica bis Breno
- oder bereits vom Passo Mortirolo/Foppa über Monno ins Val Camonica abfahren, im Tal rechts ab auf ausgeschildertem Radweg über Edolo bis Breno
- siehe auch Albrecht-Route XXL – Abschnitt C: Valcamonica bzw. die Übersichtskarte vom 6.Tag
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
rot: Varianten (wenn vorhanden)
magenta: Heckmair Route (wenn abweichend, ansonsten wie Hauptroute)


Heute wartet ein echter Hammer auf uns: der Passo Foppa (oder Mortirolo). David und ich sind ihn schon mehrmals gefahren, aber nicht von Mazzo di Valtellina aus. Gnadenlos und im unteren Teil fast durchgängig mit einer Steigung von 15-20% windet sich die schmale Asphalt-Piste nach oben, gewürzt mit Ausblicken ins Valtellina.
Die Auffahrt ist ein Klassiker des Giro d’Italia, wie die zahlreichen anfeuernden Aufschriften auf der Straße dokumentieren.
Selbst der inzwischen entlarvte Dopingsünder Lance Armstrong, der den Pass zu Trainingszwecken befahren hatte, zollte diesem Scharfrichter seinen Respekt. Er war sicher deutlich schneller als wir, ob mit Doping und/oder Hilfsmotor im Rahmen versteckt, lassen wir mal offen. Kurz vor der Passhöhe lud damals ein Imbisswagen zur Rast ein, die wir bitter nötig hatten. Die gegrillte Wurst duftet, so eine müssen wir verdrücken. Frisch gestärkt sind wir heilfroh, endlich oben zu sein. Damals war an der Passhöhe noch ein Holzpfahl mit diesem verblichenen Schriftzug vorhanden. Das Bild stammt von meiner Rennrad Transalp, die mich ebenfalls über diesen Pass führte.
Der unterschiedliche Sprachgebrauch Mortirolo/Foppa ist verwirrend. De facto gibt es sowohl den einen als auch den anderen. Der Passo del Mortirolo liegt abseits der Straße, wenn es nach dem Passo della Foppa hinunter nach Monno geht. Der eigentliche Straßenpass ist der Foppa. Der Hotelchef Jim Pini vom legendären „Hotel Sassella“ in Grosio hat mir die Zusammenhänge erklärt. Foppa ist wie gesagt die alte, richtige Bezeichnung für den Straßenpass. Als dann der Giro d’Italia einige Male über diesen Pass führte, benutzte ein Reporter aus Unkenntnis den Namen des Passes del Mortirolo, der Luftlinie keinen Kilometer entfernt liegt, aber nur auf einem Wanderweg zu erreichen ist.
Passo del Mortirolo: Das Schild ist da! Nur zu Fuß zu erreichen oder mit dem Mountainbike auf dem Weg 435, ca. 500 m und 90 Höhenmeter oberhalb des Albergos Mortirolo.
Was der eine Reporter sagte, haben dann alle nachgeplappert und so bürgerte sich im Laufe der Zeit der „falsche“ Name für den „richtigen“ Pass ein. Durch die offenkundig hochwirksame normative Kraft des Faktischen ist inzwischen der Name „Foppa“ von den Wegweisern vor Ort verschwunden. Allerdings gibt es auch eine Geschichte zum Namen des Passes von den Leuten aus dem Valcamonica, das von Grosio aus auf der anderen Seite liegt. Die sagten schon immer, dass sie zum Mortirolo gehen. Also akzeptieren wir das als guten Kompromiss und verwenden je nach Lust und Laune beide Bezeichnungen. Inzwischen hat der Passo Mortirolo aufgerüstet. Es gibt einen Container mit Möglichkeit zum Waschen, Umziehen und Aufwärmen, falls es denn notwendig sein sollte. Ohne Selfie-Point geht heute nichts mehr.

Vor diesem – sollen wir sagen – Mahnmal? befindet sich ein stabiler Pflock, auf dem man ein Smartphone in der richtigen Höhe abstellen kann, damit das Selfie gelingt.
Wir hatten damals bei unserer Erkundungstour gerademal ein Mobiltelefon dabei, das nur zum Telefonieren da war. Wir befahren nun eine kleine wellige Straße auf dem Höhenzug, der das Valtellina östlich begrenzt. Bis Trivigno verläuft sie in einer Höhe um die 1800 Meter. Ein paar kleine giftige Anstiege sorgen dafür, dass wir nicht aus der Übung kommen. Schließlich geht es auf Schotterpisten und später Nebensträßchen bergab nach Aprica, einem typisch italienischem Urlaubsort in den Bergen. In Aprica rate ich dringend an, sich ordentlich zu verpflegen, denn auf dem anstrengenden Weg zum Passo del Venerocolo und weiter bis zum Etappenziel Passo del Vivione ist man im touristischen Niemandsland. Auf den Höhenweg der Gran Tour Venerocolo (siehe meinen Bericht dazu hier) gibt es nach der Malga Magnolta keinerlei Einkehrmöglichkeiten. Von Aprica geht es entweder mit der Seilbahn oder aus eigener Kraft hinauf auf steiler Versorgungspiste zur Bergstation der Magnolta-Seilbahn.
Wenn sie fährt, ist die Benutzung durchaus eine Option! Von der Bergstation aus geht es weiter auf einem alten Militärweg in Richtung Passo di Venerocolo. Gefahren bin ich den erstmals mit meinem italienischem Freund Alcide Pancot, der in Aprica wohnt, Er kennt die Gegend wie seine Westentasche und ist fit wie ein Turnschuh.
Dazu wurde ein alter Militärweg aus dem 1. Weltkrieg hergerichtet. Dieser führt als langer und in der Tendenz stetig ansteigender Höhenweg zum Passo del Venerocolo. Davon kann man sich auf den folgenden Bildern einen Eindruck verschaffen.
Höhenangst kennt Alcide nicht – Vorsicht ist an dieser kettenversicherten, ausgesetzten Passage auf jeden Fall angebracht. Es folgen entspanntere Abschnitte – im Tal der Lago Belviso
Langsam schraubt man sich auf dem Militärtrail immer weiter in die Höhe. Doch aufgepasst und Augen auf!
Es zieht sich hin auf dem Höhenweg. Im Hintergrund die immer schneebedeckten Gipfel der Bernina-Gruppe.
Schließlich ist es geschafft.
Danke an Alcide Pancot für die Tourbegleitung an diesem wunderschönen Tag! Bei unserer ersten Erkundungstour gab es diesen ausgebauten Weg noch nicht. Wir kamen am Pass nach einer üblen Schiebe- und Tragepassage vom Lago Belviso an (siehe den Bericht der Schweizroute am 6. Tag). Dort saß damals ein Wanderehepaar und machte Rast. Wir grüßten freundlich mit „Buon giorno!“ Der Mann fragte gleich nach dem Woher und Wohin. Das war sehr gut für mich. So habe ich Informationen über unseren weiteren Weg erhalten.
Die Frau fragt, ob wir Deutsche seien und hängt eine Bemerkung an. Ich vermute, es könnte etwas mit „verrückt, übergeschnappt“ zu tun haben. Vielleicht hat sie Recht. Am Ende dieser Etappe werden wir uns fragen, warum wir uns das antun. David und ich verdrücken unser zweites Frühstück und peilen dann die Lage.
Der Weg gabelt sich. Bei der Planung nach Kartenlage (Kompass Nr. 94) hatte ich mich für den Weg 416 entschieden, der über den Passo del Gatto zum Passo di Vivione führt. Da er sich an den Berghängen entlang zu schlängeln schien, vermutete ich, dass es sich um einen alten Militärweg handeln könnte. Die sind oft befahrbar.
Ich musste feststellen: Es irrt der Mensch, so lang er strebt. Immerhin wandern wir durch einsame Hochgebirgslandschaften und das Rad lässt sich ganz gut schieben. Heckmair hätte wohl seine helle Freude an dieser Etappe.
Es ist nicht so, dass es vom Pass nur noch bergab geht.
Kleine und größere Gegenanstiege begleiten uns auf dem Weg. Endlich erreichen wir am Passo del Gatto den höchsten Punkt des heutigen Tages.
Aus einer kleinen Felsspalte am Passo del Gatto lächelt mich eine kleine Madonnenstatue an.
Sie scheint mir zu zuflüstern: „Der Herr behüte dich auf deinen Wegen!“ Amen! Irgendwann hat die Wanderschaft zum Passo del Vivione ein Ende. Die letzten Höhenmeter hinab können wir sogar wieder fahren – wie schön!
Das Rifugio Passo Vivione ist ein Volltreffer – gemütlich, sauber und es gibt leckeres Essen.
Übernachtungstipp
- Rifugio Passo Vivione: gelegen an der zu großen Teilen einspurigen Provinzstraße SP 234, Telefon: +39 333 8984490
Hinweise zu den Varianten
1. weniger steile Auffahrt von Grosio zum Passo Mortirolo/Foppa wie 5. Tag Albrecht-Route
GPS-Track: 05-Var1-Grosio-Mortirolo.gpx
Weniger steile Auffahrt von Grosio zum Passo Mortirolo. An den zu fahrenden Kilometern und Höhenmetern ändert sich nicht allzuviel, nur dass sich diese Auffahrt deutlich entspannter fahren lässt. In einer Höhe von knapp 1600 Metern treffen die beiden Strecken aufeinander. Ein separates Höhenprofil erübrigt sich.
2. Seilbahn Aprica – Magnolta
GPS-Track: 05-Var2-Aprica-Seilbahn-Magnolta.gpx (zur Info)
Wenn sie fährt, sollte man sie nutzen. Es erspart 670 hm Auffahrt auf einer Strecke von reichlich 4 km. Der Erkenntnisgewinn der Bergauffahrt mit dem MTB ist gering.
6. Tag: Die lange Auffahrt zum Passo di Croce Domini
Strecke: 82,9 km, 2502 hm
Passo Vivione – Rifugio Bagozza – Passo dei Campelli – Breno – Passo di Croce Domini – Passo di Maniva – Passo Dosso Alto – Anfo – Idrosee
- 35 %: Straße
- 27 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 38 %: Feldweg, Schotter
- 0 %: Trail, Pfad
- GPS-Track: 06-Vivione-Idrosee.gpx
Variante bei schlechtem Wetter
- von Passo del Vivione auf Nebenstraße nach Cedegolo im Valcamonica und weiter nach Breno
GPS-Track: 06-Var1-Vivione-Valcamonica-Breno.gpx - am Passo di Maniva Abfahrt auf Nebenstraße via Bagolino zum Idrosee
GPS-Track: 06-Var2-PassoManiva-Idrosee.gpx - Details dazu weiter unten im Textbericht.
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
rot: Varianten (wenn vorhanden)
magenta: Heckmair Route (wenn abweichend, ansonsten wie Hauptroute)


Am Passo del Vivione beginnt die Etappe mit einer Streicheleinheit für den Hund. Es folgt eine kurze Bergabfahrt in Richtung Schilpario.
Am Rifugio Bagozza geht es links auf grober Schotterpiste weiter, meist gut fahrbar zum Passo di Campelli.
Knapp 250 Höhenmeter sind es vom Rifugio Bagozza auf Schotterpiste zum Passo di Campelli.
Der Übergang bietet herrliche Ausblicke zur Adamello-Gruppe. Es folgt die lange Abfahrt ins Valle Camonica auf teils grober Piste direkt nach Breno.
Durch die Fahrt über den Passo di Campelli umgeht man die ätzende Talfahrt auf der SS 42 zwischen Edolo und Cedegolo, wie sie in der Heckmair-Route gefahren wird. Wir kommen direkt in Breno heraus. Hier heißt es tief durchatmen, Wasser und Nahrungsvorräte checken und vor allem sich mental einzustimmen. Zum Passo di Croce Domini und weiter in Richtung Doss dei Galli liegen gut 1800 Höhenmeter am Stück vor uns. Die Provinzstraße SP 345 dorthin ist kaum befahren und nicht übermäßig steil. Trotzdem ist es eine gewaltige Fleißaufgabe.
Zum Glück bewölkt sich der Himmel leicht, so dass es nicht zu heiß wird. Ich bin als erster oben am Passo Croce di Domini und warte ein paar Minuten auf David, der bei der Auffahrt Sitzprobleme bekommen hat. Das waren rund 1600 Höhenmeter am Stück. Es geht weiter bergauf. Zu unserem Tagesziel Idrosee führen von hier aus etliche Varianten. Wir folgen der SP 345, die als Schotterpiste in Richtung Doss dei Galli verläuft. Bei kleinen Anstiegen gibt sie uns den Rest.
Im Schneckentempo schleichen wir die Serpentinen hoch. Endlich ist das Ende in Sicht. Am Doss dei Galli ragen riesige futuristisch anmutende Sende- oder Empfangsanlagen in die Höhe. Eine Stichstraße führt hinauf, heute für uns keine Versuchung. Wir fahren weiter in Richtung Passo di Maniva.
Wir sind froh, dass die Piste wieder in Asphalt übergeht, so dass der finale Anstieg einigermaßen erträglich ist. In Richtung Monte di Maniva haben wir den weiteren Verlauf der Strecke immer gut im Blick. In einer Spitzkehre sehen wir einen Schotterweg, der geradeaus weiterführt in Richtung Passo di Maniva. Den befahren wir und vermeiden so unnötigen Höhenverlust. Am Pass trinken wir den Nachmittags-Cappuccino und blicken von der Terrasse hinunter nach Bagolino. Direkt dorthin würde die Variante 2 direkt zum Nordende des Idrosees führen. Das haben wir bei unserer ersten Befahrung ausprobiert. Für uns diesmal keine Option, siehe die Bemerkungen dazu am Ende des Tagesberichtes. Es gibt etwas Besseres. An der Flanke des Dosso Alto schlängelt sich eine alte Militärstraße entlang.
Ein Volltreffer, wie sich herausstellt. Durch einen Bergrutsch war damals die Piste für Autos und Motorräder unterbrochen. Das ist inzwischen Geschichte. Trotzdem bleibt es eine einsame Fahrt im touristischen Niemandsland.
Die Strecke führt lange auf der Höhe bis zum Rifugio Rosa Baremone.
Das Rifugio liegt einladend in der Abendsonne. Leider nimmt es heute keine Gäste auf, so dass wir bis an den Idrosee rollen müssen. Da es bergab geht, ist das nicht so dramatisch.
Immer wieder halten wir an, um die Eindrücke in uns aufzusaugen.
Unten im Tal liegt der Idrosee.
In Anfo angekommen, lacht uns ein Albergo am Seeufer förmlich an.
Wir fahren hin, checken ein und genießen einen Abend auf der Seeterrasse.
Varianten
1. von Passo del Vivione auf Nebenstraße nach Cedegolo im Valcamonica und weiter nach Breno
- nur bei total schlechtem Wetter
- GPS-Track: 06-Var1-Vivione-Valcamonica-Breno.gpx
2. am Passo di Maniva Abfahrt auf Nebenstraße via Bagolino zum Idrosee
- ist eigentlich nur sinnvoll, wenn feststeht, dass man auf der letzten Etappe definitiv nicht über Monte Caplone und/oder Tremalzo fahren kann oder will
- GPS-Track: 06-Var2-PassoManiva-Idrosee.gpx
- und am Idrosee ggf. weiter bis Storo,
GPS-Track: 07-Var1-Idrosee-Ampola-Tremalzo.gpx
Übernachtungstipps
Valcamonica
- Hotel Giardino, Viale 28 Aprile, 7, 25043 Breno BS, Italien, Tel.: +39 0364 321184
Breno bis Passo di Croce Domini
- Albergo Belvedere Di Fanti Lara, Via Campolaro, 1, 25040 Prestine BS, Italien, Tel.: +39 0364 300649
- Rifugio Bazena, SP345, 1, 25043 Breno BS, Italien, Tel.: +39 0364 310777
- Rifugio Passo Crocedomini, 1000, Via Localita, Passo Crocedomini, 25043 Breno BS, Italien, Tel.: +39 0364 310425
Passo di Croce Domini bis Idrosee
- Albergo Dosso Alto Maniva, Via Maniva, 254, 25060 Passo Maniva, BS, Italien, Tel.: +39 0309 27642
- Rifugio Rosa di Baremone, Località Baremone, 11, 25070 Anfo BS, Italien, Tel.: +39 334 1051361
- Albergo Al Lago, Via Lago, 14, 25070 Anfo BS, Italien, Tel.: +39 340 2694903
7. Tag: Grande Finale über Monte Caplone und Tremalzo
Strecke: 71,3 km, 2591 hm
Anfo am Idrosee – Bondone – Bocca di Camplone – Malga Tombea bei Monte Caplone – Malga Lorina – Malga Ciapa – Tremalzo – Passo Nota – Passa Bestana – Baita Segala – Passo Rocchetta – Bocca Larici – Pregasina – Ponale – Riva – Torbole
- 15 %: Straße
- 27 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 50 %: Feldweg, Schotter
- 8 %: Trail, Pfad
- kurze Tragepassage über den nicht fertiggestellten Tunnel am Monte Caplone in der Nähe der Bocca di Campei, Schiebepassage über ca. 20 hm am Passo Rocchetta
- GPS-Track: 07-Idrosee-Gardasee.gpx
Varianten
- ab Idrosee über Storo und Passo Ampola zum Tremalzo
GPS-Track: 07-Var1-Idrosee-Ampola-Tremalzo.gpx - ab Passo Ampola über Lago di Ledro zur Ponale-Straße
GPS-Track: 07-Var2-Ampola-Ledrosee-Ponale.gpx - Details dazu weiter unten im Textbericht.
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
rot: Varianten (wenn vorhanden)
magenta: Heckmair Route (wenn abweichend, ansonsten wie Hauptroute)


Der Abschluss über den Tremalzo ist schon ein krönender Höhepunkt einer Transalp, aber ich setze noch einen drauf: die wunderschöne Traverse entlang des Monte Caplone zum Tremalzo. Ein Blick auf die Übersichtskarte verrät, dass dies der logische Weg in Richtung Gardasee ist. Außerdem werdet ihr es an den Bildern sehen. Doch los geht es auf der letzten Etappe von Anfo entlang des Idrosees. Gleich danach beginnt die lange Auffahrt, zunächst auf einer kaum befahrenen Nebenstraße zum Bergdörfchen Bondone.
Von Bondone führt eine durchgehend steile Waschbetonpiste in Richtung Alpo. Nach einer kurzen, etwas flacheren Strecke geht es auf einer groben Schotterpiste hinauf zur Bocca di Caplone.
Der Blick schweift zurück in den Teil der Alpen, den wir in den letzten Tagen durchstreift haben. Wir kommen dem Ziel näher. Bis zur Malga Tombea zieht der Weg weiter in die Höhe.
Bei der Auffahrt zum Sattel kann man Überreste der Stellungen aus dem 1. Weltkrieg besichtigen.
Die Abfahrt zur Malga Tombea ist einsam.
Hier oben trifft man kaum andere Mountainbiker. Man kann aber nicht sagen, dass keine Sau unterwegs wäre.
An der Malga Tombea werden einheimische Schweinerassen gehalten, die ihre Verwandtschaft mit Wildschweinen nicht verbergen können. Weiter geht es auf tollen Trails ein Stück abwärts. Der Monte Caplone hüllt sich in Wolken.
Der Anstieg ist noch nicht zu Ende.
Die Militärpiste zieht sich hinauf zur Bocca di Campei. Am Monte Caplone wird die Strecke spannend.
Die zuvor breite Militärpiste endet als Sackgasse in einem Tunnel, der im 1. Weltkrieg nicht fertiggestellt wurde.
Eine kurze Klettereinlage von rund 25 Höhenmetern ist notwendig. Dann geht es auf Saumpfaden weiter.

Schließlich geht es weiter bergab. Die Strecke verbreitet Tremalzo-Feeling. Nur ist es hier viel einsamer.
An der Malga Lorina ist kein Mensch zu sehen.
Weiter geht es abseits des Gardasee-Mainstreams über den Passo della Cocca und Malga Ciapa zum Rifugio Garda. Wir sind wieder auf der ursprünglichen Heckmair-Route. Hier beginnt die legendäre Schotterpiste am Tremalzo. Plötzlich gib es deutlich mehr Mountainbiker.
Die Auffahrt teilt man sich mit anderen Mountainbikern gerne.
Schließlich sind wir oben und durchfahren den berühmten Tremalzotunnel.
Kaum vorstellbar, dass die Piste noch in den 2010er Jahren als offizielle Straße galt, die von Autos befahren werden durfte. Die legendäre Abfahrt beginnt.
In vielen Kehren geht es hinab.
Als wir bei der traumhaften Schotterabfahrt den Lago im Sommerdunst vor uns liegen sehen, machen wir kurz Rast.
Im Sommerdunst ist der Lago zu erahnen.
Meine Vorzugsrichtung ist abwärts (hier bei einer späteren Befahrung).
Am Passo Nota beginnt eine der schönsten Passagen, die man am Gardasee fahren kann.
Passo Nota – Möglichkeit zum Zwischenstopp oder man fährt weiter zur Baita Segala.
An der Baita Segala füllen wir Wasser nach. Nach wie vor versorgt die Sektion Limone des italienischen Alpenvereins die Besucher der Hütte mit Getränken: Wasser, Bier, Wein. Was der Wanderer oder Radfahrer als Obolus hinterlässt, bleibt ihm überlassen und wird in den Geldschlitz einer in die Wand eingelassenen „Kasse des Vertrauens“ geworfen. Zufällig sind zwei Männer vom Verein da. Ich bedanke mich herzlich für die Versorgung.
Danach überwinden wir die letzten Trail-Passagen zum Passo Rocchetta mit Genuss.
Diese Strecke überprüfe ich regelmäßig – am Weg ist in den letzten Jahren etwas gearbeitet worden, Konzentration ist allerdings immer gefragt!
Am Passo Rocchetta liegt uns der Gardasee zu Füßen.
Es folgte damals eine letzte kleine Herausforderung.
Der Trail wurde inzwischen entschärft und ist deutlich besser fahrbar, siehe folgendes Bild.
Nach der Malga Palaer erfreuen wir uns an der Abfahrt auf dem uralten Karrenweg nach Pregasina.
In den steilen Abschnitten und Kurven ist die Schotterstraße mit Waschbeton befestigt, da es sich um die Zufahrt zum Bauernhof Punta Larici handelt. Immer wieder halten wir an einem der vielen Aussichtspunkte an und können uns an den Blicken auf den Lago kaum satt sehen.
Wer sich traut, besucht den berühmten Hidden Spot, den man kurz nach Pregasina über die Wiese nach einer kurzen Schiebepassage erreicht.
Hier werden gerne von den Hochglanzmagazinen die Fake-Fotos der Trails am Gardasee aufgenommen.
Schließlich erreichen wir die Ponalestraße. Der Weg ist als ca. anderthalb Meter breiter Sentiero für alle Nutzergruppen (Radfahrer, Läufer, Wanderer etc.) angelegt. In den Tunnels werden die Wege getrennt geführt. Wir sind natürlich rücksichtsvoll und erschrecken keine Wanderer. Lieber halten wir für einen letzten Stopp nochmal an.
David und ich genießen in vollen Zügen diese schönste aller Möglichkeiten, eine Transalp zu beenden und rollen zum Hafen von Riva.
Es folgt der letzte Teil, die immer wieder beeindruckende Fahrt entlang des Gardasees.
Schließlich erreichen wir den traditionellen Endpunkt fast aller meiner Gardaseetransalp, das Strandcafe in Torbole.
In Torbole endet unsere Reise traditionsgemäß. Wir ziehen kurz Resümee. Eine einsame, anstrengende und beeindruckende Transalp liegt hinter uns. Alles ist gut gegangen.
Varianten
1. ab Idrosee über Storo und Passo Ampola zum Tremalzo
- kommt eigentlich nur in Frage, wenn man am Tag zuvor die Variante 06-Var2-PassoManiva-Idrosee.gpx gefahren ist
- und noch bis Storo oder Passo Ampola weitergefahren sein sollte
- GPS-Track: 07-Var1-Idrosee-Ampola-Tremalzo.gp
- ab Anfo: ca. 68 km, 1840 hm
2. vom Passo Ampola über Ledrosee zur Ponalestraße
- ist eigentlich nur sinnvoll, wenn feststeht, dass man auf der letzten Etappe definitiv nicht über den Tremalzo fahren kann oder will
- zum Beispiel weil das Wetter nicht passt oder man mit der Kraft am Ende ist
- man kann dann ab Passo Ampola leicht und einfach auf dem Radweg in Richtung Lago di Ledro fahren
- den Ledrosee dann auf der rechten Seite über Pur umfahren und bergab über Pre zur Ponale-Straße
- GPS-Track: 07-Var2-Ampola-Ledrosee-Ponale.gpx
- ab Anfo: ca. 51,4 km, 612 hm
Zu beiden Varianten kann man sich ab Storo an den Höhenprofilen bei dieser Transalp am 7. Tag orientieren. Ab Anfo kommen hinzu: ca. 14,9 km und ca. 150 hm
Übernachtungstipps
Idrosee bis Tremalzo
- Hotel Al Pescatore, Via dei Quadri Quarta, 36, 25070 Ponte Caffaro BS, Italien, Tel.: +39 0365 990192
- Albergo Alpina Bondone, Via Giuseppe Giusti, 28, 38080 Bondone TN, Italien, Tel.: +39 0465 689331
- Malga Ciapa, direkt an der Strecke, kurz unterhalb vom Rifugio Garda, Tel.: +39 0464 598501
Gardasee
- Hotel Villa Stella, Via Strada Granda, 104, 38069 Torbole TN, Italien, Tel.: + 39 0464 505354
- Aktivhotel Santalucia, Via di Santa Lucia, 6, 38069 Nago-Torbole, Tel.: +39 0464 505140
Fazit
Panta rhei – alles fließt!
Nun sitze ich nach der Tour in Torbole im Strandcafe, lasse mich inspirieren und bringe die ersten Gedanken zu Papier. Was kann es Schöneres geben, als nach einer Woche Transalp hier zu verweilen.
Die Tage mit ihren anstrengenden und beeindruckenden Momenten ziehen an mir vorbei wie die Surfer, die die letzten Winde am späten Vormittag erhaschen wollen.
Die mediterrane Wärme umfängt mich. Nichts erinnert mehr an die langen Wochen mit Regen und Kälte in Deutschland, die ich hinter mir gelassen habe. Wenn ich das Panorama betrachte, habe ich immer das Gefühl, in einer zweiten Heimat angekommen zu sein.
Wenn man der Heckmair-Route folgen will, aber definitiv keine Lust auf die extreme Passage über den Passo di Campo hat, findet man in der hier beschriebenen Route eine gute Alternative.
- Hat man das Schlappiner Joch hinter sich gebracht, gibt es auf jeder Etappe Ausweichvarianten oder Alternativen, um im Falle schlechten Wetters weiter zu kommen.
- Die aus der Wetternot heraus genutzte Straßenvariante über den Flüelapass gibt einen die Sicherheit, bei dieser Transalp anzukommen.
- Durch den neuen Weg von Aprica über Magnolta verliert der Passo di Venerocolo einen Teil seines Schreckens.
- Die Fahrt über den Passo di Croce Domini und weiter abseits der Hauptrouten zum Idrosee setzt neue Akzente.
- Das I-Tüpfelchen zum Abschluss ist die Traverse abseits des Transalp- und Gardasee-Mainstreams entlang des Monte Caplone zum Tremalzo.
Schade, dass Heckmair nicht selber an seiner Route gearbeitet hat. Das ist keine Kritik: Ehre, wem Ehre gebührt.
Andererseits eröffnet mir das die Chance, diesen „Verbesserungsvorschlag“ zu unterbreiten. An der Strecke habe ich nach meiner ersten Explorertour weiter gearbeitet. Das war ein langer Weg, der nicht immer geradlinig verlief: andere Projekte hatten Vorrang, der unerwartete Erfolg meiner Albrecht-Routen setzte neue Prioritäten. Mir ist erst bei der Überarbeitung des Tourberichtes für die neue Website richtig klargeworden, welches Potenzial in dieser Route steckt. Das Ergebnis steckt in diesem Tourbericht. An dem habe ich nach meinem Lebensmotto gearbeitet: Halbe Sachen gibt es nicht, entweder eine Sache richtig machen oder gar nicht!
Den Tourbericht der ersten Erkundung dieser Route findet ihr bei Bedarf im Archiv.
Am Ende des Tages bleibt die Frage…
…wann geht es wieder los an den Gardasee?
Rückmeldungen
Datum: 24.08.2023
André Bodrogi (aka Dr. Fuentes)
Schweiz Route
Hallo Andreas,
danke für das Telefonat. Wie versprochen die Fotos von A. Heckmair und unser Zielsankunftsfoto am Lago. Die Passage Passo del Gatto bis P. Vivione ist übel 😉, ansonsten ist die Tour sehr eindrucksvoll und intensiv. Grosotto ist ein sehr toller Ort, wir hatten ein tolles Hotel mit einer sehr coolen Chefin. ( Hotel Garni le Corti) Parkhütte Varusch war so Mittelmäßig. Alles in allem der Hammer.
Grüße aus Dresden
André Bodrogi (aka Dr. Fuentes) 😉


Datum: 24.07.2017
Michael
Heckmair a la Albrecht
Letzte Woche bin ich die Tour mit drei Freunden gefahren. Wir hatten nur sechs Tage und haben deshalb den ersten Tag streichen müssen (schade, aber der Ankunft in Riva war uns wichtiger). Somit sind wir ab Bludenz – wo man gut mit dem Zug hinkommt – losgefahren und ab circa St. Gallenkirch auf deiner Route gewesen.
- Bludenz nach Schlappin
- Varusch
- Grosio
- Vivione
- Storo (am nördlichen Ende vom Idrosee)
- Riva bzw. Torbole
Am Tag zwei haben wir spontan eine kleine Alternative nach S’chanf gefunden – über einen Forstweg nachdem man fast ganz unten ist. Der Unterschied ist eher minimal, aber dennoch ganz nett. Insgesamt fand ich Scalettapass ziemlich Klasse, weil vieles fahrbar war (auch bergauf).
Am Tag drei sind wir die Trailalternative runter nach Grosio gefahren, die fand ich toll.
Tag vier war ganz schön spektakulär. Leider sind große Teile vom Passo del Gatto Downhill nicht fahrbar – weil zu verblockt, zu kaputt, zu ausgesetzt. Aber die Fahrt dahin hatte es wirklich in sich – sowohl landschafts- als auch fahr-technisch.
Am Tag fünf hatten wir eine Alternative Abfahrt zum Idrosee vorgeschlagen bekommen, u.a. weil einer meiner Freunde die normale Abfahrt mit dem Auto gefahren ist, und deshalb nicht der Meinung war, es würde sich mit dem Bike lohnen. Leider war das kein voller Erfolg: Oben unmittelbar unterhalb vom 1.Weltkriegsfestung sind wir über kleine Pfade mit dem Rad hoch- und runter-maschiert auf sehr schmale und teilweise ganz schön ausgesetzte Pfade. Erst ziemlich weit unten wurden sie tatsächlich fahrbar und dann auch ganz nett. Aber der Anteil, der geschoben und getragen werden muss, kompensiert das nicht wirklich ausreichend. Diese alternative Streckenführung war auch der Grund für die Übernachtung in Storo. Strecke ist angehängt.
Ich hatte mich sehr auf den alternativen Tremalzo-Aufstieg gefreut, aber die Gruppe hat sich für die kürzere Streckenführung über Landstrasse nach Tremalzo spontan entschieden, zum einen um zeitig am Gardasee anzukommen, zum anderen um überhaupt nach den Anstrengungen der letzten Tage anzukommen – und ich bin dann gefolgt. Schade, aber wohl in der Situation für uns eine gute Entscheidung. Ein anderes Mal mache ich dann die andere Tour nach Tremalzo.
Insgesamt eine sehr gelungene Tour bei tollstem Wetter (weder Regenschutz noch überhaupt Jacken in Verwendung gehabt).
Herzliche Grüße aus München
Michael